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: Rahil Ghoraishi: „Mit Kopftuch fühle ich mich mehr respektiert“

Rahil Ghoraishi (19) ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Zwei Jahre besuchte sie eine Schule im Iran, der Heimat ihrer Eltern. Heute geht sie in Berlin zur Schule. Rahil trägt seit ihrem neunten Lebensjahr ein Kopftuch. Mit der taz sprach sie beim Fastenbrechen im Islamisch-iranischen Kulturverein.

„Schon als ich klein war, hat mein Vater mir die Geschichten aus dem Koran auf Persisch erzählt. Geschichten, die meine Fantasie angeregt haben, denen ich sehr gerne zugehört habe. Zu erfahren, wie die Menschen damals gelebt haben, mit welchen Problemen sie konfrontiert waren, das war sehr spannend. Und da ich immer alles genau wissen wollte, konnte ich gar nicht genug davon kriegen.

Als ich neun Jahre alt war hat mein Vater dann angefangen, mir die Grundlagen das Korans zu erklären. Er hat mir auch erzählt, warum er das macht. Warum wir Muslime sind. Den Jungs wird das erst im Alter von 14 Jahren erklärt. Weil Mädchen sich schneller entwickeln und für reifer gehalten werden, passiert es bei den Mädchen früher.

Meine Eltern haben mir die Entscheidung überlassen, ob ich religiös leben möchte oder nicht. Wenn ich aber gesagt hätte: „Daran glaube ich nicht“, hätte mein Vater weiter argumentiert, um mich zum Glauben zu bringen.

Mit meiner Mutter habe ich besprochen, warum ich das Kopftuch tragen sollte. Als Achtjährige wollte ich es dann unbedingt haben. Und an meinem neunten Geburtstag bekam ich es. Ich war sehr stolz. Es gab mir das Gefühl, reifer und gebildeter zu sein. Ich habe das Gefühl, dass ich viel mehr respektiert werde. Zum Beispiel von den Jungs in der Schule. Sie reden ganz anders mit mir als mit den anderen Mädchen. Und würden mir nie einen blöden Spruch nachrufen.

Eigentlich fühle ich mich nicht eingeengt. Wenn ich mich mit meinen muslimischen Freundinnen im Vereinshaus treffe, dann können wir auch mal tragen, was wir wollen. Dann legen wir auch das Kopftuch ab. Ich mache mich gerne schön. Außerdem höre ich Musik aus den Charts. Obwohl mein Vater sagt, dass die nur von Liebe singen. Und dass mich das nicht weiterbringen würde. Aber das ist mir dann egal. Manchmal brauche ich das einfach.“

PROTOKOLL: LENA VON SEGGERN