Real arme Erzeuger

Modellversuch zur Eintreibung von Unterhalt: Die wenigsten Väter, die nicht zahlen, tun das ohne Not

Die meisten Väter, die in Hamburg keinen Unterhalt für ihre Kinder zahlen, sind wirklich zu arm dazu. Nur 16 Prozent von ihnen haben einen Job. Die übrigen sind arbeitslos (48 Prozent), Sozialhilfeempfänger (22 Prozent), Studenten (2 Prozent), vermögenslos (2 Prozent) – oder unbekannt verzogen (10 Prozent).

Das ist nach Mitteilung der Sozialbehörde das Ergebnis eines zweijährigen Modellversuchs, während dessen eine private Anwaltskanzlei damit beauftragt war, die Schulden einzutreiben. Jetzt sollen das wieder die Jugendämter übernehmen.

Die Stadt hatte 2003 insgesamt 22,8 Millionen Euro Unterhaltsvorschuss für 15.303 Kinder gezahlt, 2002 waren es 21,6 Millionen für 14.674 Kinder. Auf diesen Vorschuss, von dem der Bund ein Drittel zahlt, haben Kinder bis zum 12. Lebensjahr für maximal sechs Jahre Anspruch. Nur in 15 Prozent der Fälle gelang es, das Geld von den Vätern wieder einzutreiben.

Die Sozialbehörde, die davon ausging, dass ein Drittel der betroffenen Väter sich drückt, hatte besagter Kanzlei von Juli 2002 bis Juni 2004 insgesamt 1.215 Fälle zur Bearbeitung übertragen. Die Juristen erwirkten zwar in der Hälfte aller Fälle vor Gericht einen Titel, der die Unterhaltsschuldner zur Zahlung verurteilt. Doch Geld floss nur in zwölf Prozent der Fälle. „Die Durchsetzung der titulierten Unterhaltsansprüche gestaltet sich in der Praxis sehr schwierig“, schreibt die Behörde. kaj