Operndirektoren müssen im Duett vorsingen

Michael Schindhelm, Favorit des Kultursenators für die Generaldirektion der Opernstiftung, bekommt Probleme wegen seiner Stasi-Vergangenheit. Stiftungsrat will auch den schon abgeschriebenen Frankfurter Fülle als Kandidaten laden

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) muss bei der Besetzung des neuen Generaldirektors für die Opernstiftung in eine zweite Runde. Der Stiftungsrat, der sich am Dienstag konstituiert hatte und über die zukünftige Leitung entscheiden sollte, beschloss auf derselben Sitzung, Flierls Favoriten Michael Schindhelm nicht zu inthronisieren. Neben dem Basler Theaterdirektor Schindhelm möchte das Gremium auch den zweiten Kandidaten Bernd Fülle, Geschäftsführer der Frankfurter Oper, auf der nächsten Sitzungsrunde anhören.

Flierl überspielte gestern seine Enttäuschung über die erneute Hängepartie bei der Direktorensuche für die nun schon seit 1. Januar 2004 bestehende Stiftung: „Mit der Konstituierung des Stiftungsrates hat die Opernstiftung vollständig arbeitsfähige Strukturen und ein kompetentes Aufsichtsgremium. Ich gehe davon aus, dass noch in diesem Monat Verhandlungen mit einem künftigen Generaldirektor beginnen können.“

Wer dies aber sein wird, bleibt erst mal offen, und das muss dem Kultursenator als weitere Niederlage bei der Suche nach dem Kopf für die drei Opernhäuser die Staatsoper, Deutsche Oper und die Komische Oper angekreidet werden.

Schindhelm (45) ist ein Mann mit Ostbiografie und interessanter Karriere – Physiker und einstmals Kollege Angela Merkels in Adlershof, Übersetzer, KGB- und Stasi-Zuarbeiter als Student in Russland und nach dem Fall der Mauer vielfacher Intendant und Theaterchef in Gera, Altenburg und Basel. Er war Flierl nach einer Reihe von Absagen als erster unter weiteren Kandidaten geblieben. Zudem hatten die Chefs der Opernhäuser positive Signale gezeigt, sich mit Schindhelm arrangieren zu können. Wegen Schindhelms Stasi-Vergangenheit forderten gestern Mitglieder der SPD, der CDU und der Grünen aber eine Überprüfung.

Der Stiftungsrat, dem neben Flierl auch SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin, Sir Peter Jonas von der Bayerischen Staatsoper und Horst Grunow vom Personalrat der Stiftung angehören, will für die Führung der Opernbetriebe nun noch Bernd Fülle vorladen. „Ich freue mich darüber“, sagte Fülle, „dass der Stiftungsrat der Sache nochmals nachgeht.“

Ob er der Einladung folgen werde, wollte Fülle allerdings nicht sagen. Was damit zu tun haben könnte, dass der Frankfurter über den seiner Ansicht nach schlechten Verhandlungsstil von Flierl verärgert ist. Nach Angaben Fülles war ihm bereits ein konkretes Angebot gemacht worden. Dies hatte Flierl jedoch daraufhin dementiert. Zwei Erfolge kann der Senator dennoch auf seinem Konto verbuchen: Der Stiftungsrat beschloss die Satzung der Opernstiftung und nahm den Bericht des Vorsitzenden zum bisherigen Stand der Umsetzung des Gesetzes „Stiftung Oper in Berlin“ entgegen.

Zugleich wurde der Vertrag von Georg Vierthaler als Geschäftsführender Direktor der Staatsoper und des Staatsballetts ab Mitte 2005 um fünf Jahre verlängert, wie Torsten Wöhlert, Sprecher im Hause der Kulturverwaltung, erklärte.

ROLF LAUTENSCHLÄGER