Promis, Tabak, Stasi

Die Zeitschriftenverleger hadern weiter mit der Politik. Dafür steigen zur Abwechslung mal die Werbeeinnahmen

Man muss sich nur Hubert „Hubsi“ Burda anschauen, um zu begreifen, dass Zeitschriftenverleger im Vergleich zu ihren Brüdern und Schwestern im Tageszeitungsgeschäft ausgemachte Optimisten sind. Während dort noch Grau getragen wird, versprüht der Zeitschriftenverlegerverband VDZ, dessen Präsident der Focus-Verleger ist, gute Nachrichten: Nach drei Jahren mit heftigen Umsatzrückgängen habe sich der Werbemarkt in Deutschland 2004 wieder etwas erholt, heißt es zum Auftakt der VDZ-Jahrestagung. Und auch 2005 rechnet man zumindest bei den Publikumszeitschriften mit einem stabilen Anzeigenmarkt.

Was macht es da schon, dass die freudig präsentierten Zahlen – rund 680 Millionen Euro Werbeinvestitionen in den ersten neun Monaten des Jahres – reine Bruttowerte sind, die den Aussagewert deutlich schmälern. Auch wenn die in der Branche üblichen Rabatte für deutlich niedrigere Nettozahlen sorgen werden: Hauptsache, die Richtung stimmt wieder.

Man habe die seit 2001 grassierende Werbekrise „ohne allzu große Blessuren überstanden“, erklärt der VDZ. Und das liege an der „gesunden finanziellen Basis der meisten Verlage“, an „zügig eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung“, der „konsequenten Konzentration auf das Kerngeschäft“ und an „Wachstumsperspektiven durch Line Extensions“, sagt VDZ-Geschäftsführer Wolfgang Fürstner. Line Extensions, wie wahr: Es gibt kaum ein Blatt, dass heute nicht noch einen ganzen Schwung Schwestertitel à la Geo – Geolino – Geo Wissen – Geo Biographie – Geo Epoche erfolgreich durch den Markt zu schleppen sucht.

Die Reizwörter beim Branchengipfel sind ebenfalls hinlänglich bekannt: Caroline (Einschränkung bei der Veröffentlichung von Promi-Fotos), Tabak (Einschränkung bei der Werbung) und die Stasi (Einschränkung bei der Verwendung der Akten) lassen die Verleger an der Politik verzweifeln. Und auch die anstehende Liberalisierung des Pressekartellrechts macht Kummer: Der VDZ befürchtet durch die geplante Kooperationsfreigabe für Zeitungen im Anzeigengeschäft große Nachteile im Kampf um den Werbekuchen. STG