schurians runde welten
: Die Insel der Tölpel

„Ich war 1965 dabei, als die Queen durch Stuttgart-Zuffenhausen gefahren ist. Ich hatte meine Ausbildung bei der Volksbank begonnen. Ich kann mich noch genau erinnern, was die Queen damals anhatte: Ein gelbes Kostüm. Es war sehr interessant, das alles zu beobachten. Jetzt ist sie – glaube ich zumindest – etwas älter geworden.“ (Horst Köppel)

In Zuffenhausen lernte Horst Köppel seinerzeit den Unterschied zwischen Klein und Groß. Jetzt geht er als Bayernbesieger in die Gladbacher Fußballgeschichte ein und kehrt zurück ins Glied. Ex-Bondscoach Dick Advocaat wurde Nachfolger und ist jetzt „Gladbachs Liebling“ (Bild).

Werbeohrwürmer sind eben gemein wie Tinnitus – ein schleimiger Alien gleitet durch den Gehörgang, dringt in die synaptische Weichmasse und wütet wie ein Lied von Alexander Klaws. Der sieht übrigens aus wie der junge John F. Kerry und heißt fast so wie ein Abwehrspieler des VfL Bochum. Wo wir bei den zwei wirklich wichtigen Dingen sind:

6.11. Bochum – Lautern

Etwas was über John F. Kerry noch nicht geschrieben wurde? Sein Sehnsuchtsgesicht ist immer noch unterwegs im Kanonenboot, auf dem Mekong erlebte Kerry einst Apocalypse Now, eine solche Tragödie kann nicht gewinnen. Nun Bochum.

Sehe alles noch vor mir: Jungbrasilianer Edu verfehlt den Ball wie ein Tollpatsch vulgo Tölpel. S. erzählte mir, das Leben der großen Seevögel sei eine stete Prüfung, umschwärmt, gepiesackt von kleinen Stechvögeln, versuchen sie die Plagegeister abzuschütteln, dann schweben die Tölpel, tauchen, jagen, und müssen doch zurück auf ihren angestammten Felsenplatz auf der Insel, wo spitze Schnäbel auf sie warten.

Ein Bochumer Fotostudio schmückt sein Schaufenster traditionell mit Aufnahmen der aktuellen VfL-Profis. Der Geschäftsinhaber erobert deshalb zum feierlichen Saisonauftakt mit zwei bis drei Assistentinnen den Rasen des Ruhrstadions und gibt zwischen den 30 Berufskollegen den Ton an; seit Jahrzehnten müssen die Lizenzspieler also nicht etwa „Cheese“, sondern „Whiskey“ rufen, um die Zähne zu zeigen.

Über Nacht ist der Hoffotograf indes untreu geworden, die schlimmste Standardsituation der Vereinsgeschichte, die Talfahrt nach Brüssel bestrafte er mit Liebesentzug: Statt Wosz oder Knavs hängen dort jetzt Nacktaufnahmen. Der Mann will schließlich werben. CHRISTOPH SCHURIAN