Wenig Grund zu Jubel

Mittelkürzungen von Stadt, Land und Kirche vermiesen Kölner Familienberatungsstellen die Geburtstagsfeiern

Köln taz ■ Die vier Familienberatungsstellen in Köln feiern Jubiläum. Die evangelische und die katholische Kirche sowie der Kinderschutzbund sind seit 50 Jahren in den verschiedenen Bereichen der Familienberatung in Köln tätig. Die Familienberatungsstelle der Stadt Köln besteht sogar schon seit 75 Jahren. Bei stetig sinkenden Zuschüssen und Schließungen gibt es jedoch nur wenig Grund zum Feiern.

Bereits Anfang des Jahres wurden auf Ratsbeschluss die Zweigstellen der städtischen Familienberatung in Porz und Rodenkirchen geschlossen. Auch in Nippes wird die Stelle zum Ende des Jahres geschlossen. Für die übrigen Anlaufstellen der Stadt als auch für die freien Anbieter bedeutet dies eine steigende Belastung.

Dabei müssen auch die freien Berater Kürzungen der bereits geringen öffentlichen Zuschüsse hinnehmen. „Die Stadt zahlt nicht, was sie eigentlich zahlen müsste“, sagt Juliane Arnold von der Evangelischen Beratungsstelle. Dabei sei die Familienberatung eine kommunale Verpflichtung. Zwei frei gewordene Stellen konnte Arnold nicht neu besetzen. Die evangelische ist ebenso wie die katholische Kirche von Einsparungen des Landes NRW sowie dem kontinuierlichen Rückgang von Kirchensteuereinnahmen betroffen.

Der Kinderschutzbund musste vergangene Woche seine seit 1992 bestehende Krisenwohngruppe für Kinder schließen. Dabei war die Arbeit der Einrichtung sehr erfolgreich. Die Wohngruppe nahm Kinder auf, die beispielsweise durch gewalttätige Eltern gefährdet sind. Und auch ein vom Jugendamt gelobtes Projekt in Kalk muss der Kinderschutzbund zum Ende des Jahres beenden.

Die Katholische Beratungsstelle beobachtet eine jährliche Zunahme der Hilfsgesuche um rund 5 Prozent. Und: „Gleichzeitig nehmen schwerwiegende Probleme mit Armut, Scheidung und Migration zu“, sagt Leiterin Ingrid Rasch. Sandra Pingel