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Archiv-Artikel

Querschüsse aus dem Hinterhalt

Putschversuch gegen den SPD-Fraktionsvorsitzenden Michael Neumann scheiterte kläglich. Niemand will gegen den 39-Jährigen aus dem rechten SPD-Kreis Mitte kandidieren. Selbst Parteilinke sehen dafür keinen Anlass

Der Putsch fand nicht statt. Der Versuch zweier Sozialdemokraten vom linken Parteiflügel, Stimmung gegen den Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft, Michael Neumann, zu machen, scheiterte kläglich. Sie fanden niemanden, der gegen den 39-Jährigen aus dem als rechts geltenden SPD-Kreis Mitte antreten wollen würde. Mit einem klaren „Nein“ schickte ihr Favorit, der Fraktionsvize Peter Tschentscher vom linken Kreis Nord, die beiden zurück. Auch ein anderer Kandidat winkte ab.

Warum diese gut vier Wochen alten Geheimnisse aber jetzt gelüftet werden, ist vielen Sozialdemokraten ein Rätsel. Eine passable Erklärung liefert nur einer, der selbst zum linken Flügel zählt: „Es gibt eben reichlich Halbirre in der Partei.“

Neumann selbst „weiß von gar nichts“. Zwar sei das „ein Kennzeichen einer guten Verschwörung“, räumt er ein. Aber sein vermeintlicher Gegenspieler und weitere einflussreiche Linke hätten ihm am Dienstag versichert, „dass da nichts hinter steht“. Wenn jedoch jemand „seinen Hut in den Ring werfen will, ist das sein gutes Recht“, so Neumann.

Der Bundeswehroffizier ist seit März 2004 Vorsitzender der SPD-Fraktion der Bürgerschaft. Vor einem Jahr war er mit 39 Ja- gegen fünf Nein-Stimmen überzeugend für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Die turnusmäßige Neuwahl steht im März 2010 an.

Quer durch Fraktion und Partei war am Dienstag vornehmlich Kopfschütteln die Reaktion auf die Umsturzgerüchte. „Es gibt keinen Anlass“, sagt jemand, der nicht zu Neumanns engsten Freunden gezählt wird, „die Fraktion arbeitet doch richtig gut“, finden zwei andere. Sicher gebe es immer was zu verbessern, „aber da gibt es viele Nasen, an die man sich fassen müsste“.

Ausgerechnet jetzt, da der Senat wegen der Krise der HSH Nordbank und dem bevorstehenden Untersuchungsausschuss „wankt“, kämen „diese Querschüsse aus dem Hinterhalt“. SVEN-MICHAEL VEIT