aus FUCK wurde BUSH von WIGLAF DROSTE
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George W. Bush bleibt der Welt erhalten, als Präsident der USA. Er selbst immerhin findet das gut und richtig: „Ich verbreite positive Stimmung“, behauptet er – nur bei wem? Der Einzige, der George W. Bush wirklich braucht, als Inspiration und Atemluft, ist ein Mann, der etwa so ulkig und drollig ist wie Bush selbst. Die Nachricht von der erneuten Präsidentschaft des Gottesmannes löst tatsächlich Furcht und Schrecken aus – bedeutet sie doch, dass wir auch in den nächsten vier Jahren Bücher und Filme von Michael Moore aufgedrängt bekommen, die uns zum hundertsten Mal mitteilen werden, was wir schon wissen: dass George Bush kein Politiker ist, der es gut mit der Welt meint.

Moores Humor mag hinreichen, Studenten und Kabarettgänger zu erfreuen – weniger anspruchslose Kundschaft wird von Moore intellektuell unterfordert und ist entsprechend schnell gelangweilt. Moore ist plakativ und vorhersehbar geworden, ein öder, ständig präsenter Appendix von George W. Bush. Er ist der Lieblingsamerikaner jener Deutschen, deren Abneigung gegen Amerika sich aus den trübsten Quellen speist.

Gegen Moore wirkt selbst der schlichte Bush fast gerissen. Country-Joe MacDonalds in Woodstock uraufgeführte antipatriotische FUCK-Hymne codierten die Bush-Leute um. „Give me an F! Give me a U! Give me a C! Give me a K!“, hatte Country-Joe die Menge aufgefordert, und fertig war ein massenhaftes „FUCK! FUCK! FUCK!“. Die Wahlhelfer von Bush adaptierten das: „Give me a B! Give me a U! Give me an S! Give me an H!“, riefen sie, und die organisierten Anhänger ließen ein „BUSH! BUSH! BUSH!“ aus den Hälsen. Ganz schön raffiniert, aber wer Ohren und ein Gedächtnis hat, hört immer noch das alte „FUCK! FUCK! FUCK!“ – George W. FUCK eben.

Im Hotelzimmer vor dem TV liegend, sah ich auf diversen Kanälen die Berichte zur Wahl, zum großen Rennen zwischen Bush und Kerry. Alle Reporter versicherten sekündlich, wie unglaublich „spannend“ die Angelegenheit sei – sie war aber ganz langweilig. Im Fernsehn wirken die USA wie ein Drittweltland, in dem das Fernsehn, die alte Idiotenlaterne, niemals erlischt. Schaltete jemand das Fernsehn aus, existierten die USA gar nicht. Für Deutschland gilt das genauso: Dass der Sender RTL ein Wirklichkeitspräservativ wie Peter Kloeppel als Amerika-Korrespondenten entsenden kann, ohne dass der dort als restlos schmerzfreie Existenz auffällt, ist ein sicheres Indiz für eine extrem tiefer gelegte Durchschnittsintelligenz in den USA.

„Fire in the Belly“ wird auf RTL übersetzt mit „Feuer im Hintern“ – Belly heißt aber Bauch. Wie kommt der Popoquatsch zustande? Übersetzt Wolf Biermann jetzt nicht nur für Kiepenheuer & Witsch, sondern auch für RTL? Nein, das kann es auch nicht sein – Biermann hätte „Feuer im Schwanz“ daraus gemacht.

Ich schaltete den Tristessekasten aus und gab mir Musik. Rainer Lipski wies mich darauf hin, dass Biermann, würde er seinerseits übersetzt, und zwar ins Romanische, dann LUPO CERVEZA HOMBRE heißen würde, was ein wunderbar gerechter Name für Wolf Biermann ist: LUPO CERVEZA HOMBRE. Und Rainer Lipski möge man dafür einen großen Übersetzerpreis zusprechen.