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: Bad Good Family Values

Bush wusste mit konservativen Werten zu werben und zu gewinnen – haushoch. Und das in einem Land, das Frauen- wie Homobewegung hervorgebracht hat: Zeichen einer Trendwende!

Was für ein Unterschied: Neulich noch lehnte eine heterosexuell dominierte Mehrheit des EU-Parlaments ein Ja zur vorgeschlagenen EU-Kommission ab. Buttiglione hieß der Mann des Anstoßes, ein katholischer Eiferer mit erwiesener Abneigung gegen Homosexuelles und Frauen, die Mutterschaft mit Berufstätigkeit unter einen Hut bringen möchten. In den meisten EU-Ländern sind Gesetze für homosexuelle Paare etabliert worden oder in Vorbereitung – und Frankreichs konservativer Jean-Pierre Raffarin sagt, „Homophobie“ fände er ganz und gar inakzeptabel.

Im Gegensatz zum „alten Europa“ (Donald Rumsfeld) die Befindlichkeit der USA: In elf Bundesstaaten fanden Plebiszite zur Homoehe statt – und allesamt sprachen sich die Bevölkerungen für das verfassungsrechtlich verankerte Verbot von gesetzlichen Bestimmungen aus, same sex marriages zu verbieten. Das konservative Amerika hat also die Schnauze voll von Ansprüchen Homosexueller. Mehr noch: Ihre Voten räumen mit der Legende auf, Lesben und Schwule könnten überall in den USA auf Respekt und Anerkennung hoffen.

Die moralischen Verhältnisse haben sich umgekehrt: Als in den USA schwule Männer sich gegen Polizeirazzien wehrten, 1969 im summer of love von New York, haderten deutsche Homos noch mit nazistischer Gesetzgebung. New York (wie San Francisco) verkörpert nur die liberalen Ausnahmen von der amerikanischen Regel: Gut darf nur sein, was sich den heterosexuellen family values unterwirft. Treue – biblisch, ehelich – ist die wichtigste Tugend. Kurz: ein gruseliges Comeback verharzter Lebensverhältnisse. Europa ist nun jener Teil der Welt, der für ein friedlicheres Leben steht. JAF