TEILEN UND HERRSCHEN: DIE STRATEGIE VON GENERAL MOTORS GEHT AUF
: Erfolgreich ausgespielt

General Motors kann sich die Hände reiben. In einigen Monaten wird aus Detroit die Nachricht kommen, dass weder die Opel-Fabrik in Rüsselsheim noch die Saab-Fabrik im schwedischen Trollhättan geschlossen wird. Warum auch? Das Ziel, die Beschäftigtenzahl der europäischen GM-Produktionsstätten auf gut 50.000 zu drücken, wird erreicht, die Produktivität kräftig erhöht worden sein. Und die übrig gebliebenen Opel- und Saab-ArbeiterInnen werden sich als Sieger fühlen. Obwohl sie tatsächlich die Gelackmeierten sind.

„Nicht gegeneinander ausspielen lassen!“, lautete vor einigen Wochen das Motto aus den deutschen und schwedischen Gewerkschaftszentralen, von den Fließbändern in Rüsselsheim und Trollhättan und aus Berlin und Stockholm. Nachdem GM seinen „Wettbewerb“ ausgeschrieben hatte. Das hätte für Detroit ein risikoreiches Spiel werden können – wären den Worten auch Taten gefolgt. Wenn sich aus dem Streik in Bochum eine gesamteuropäische Solidarität entwickelt hätte. Doch die GM-Bosse brachten Politiker, Gewerkschaften und einen Großteil der Angestellten dorthin, wo sie sie haben wollten. Am Ende konnten sie sich bequem zurücklehnen und den Schiedsrichter spielen.

Jedem ist das Hemd näher als die Jacke. Es wird geboten und überboten. Hier geht’s an die Löhne, dort werden die Pausen gestrichen. Hier geht’s um die „Flexibilität“, dort um Produktion rund um die Uhr. In Deutschland sollen die Gewerkschaften an die Zügel genommen werden, in Schweden will man eine „autofreundlichere“ Politik. Ein schwedischer Ministerpräsident ist sich nicht einmal zu schade, bei GM die Klinke zu putzen, um sein Geschenkpäckchen auch noch persönlich abzugeben. Der zweite Akt ist aufgegangen. Im ersten kamen aus Detroit Schreckensszenarien und Schockzahlen. Im dritten wird die von den meisten Beteiligten mit einem Aufatmen aufgenommene Auflösung des Dramas kommen: Es wurde doch nicht so schlimm. Das erfolgreiche Drehbuch dürfte GM auch weiter anzuwenden versuchen. Als Nächstes in Großbritannien bei Vauxhall. Mal sehen, ob mit dem gleichen Effekt. REINHARD WOLFF