kommentar: rüttgers und die neo-cons
: Die Besten der Partei

Im Golf V vorfahren, Barbour-Jacke an und darunter ein Cord-Anzug: Ausgerechnet in einem Volkswagen-Autohaus trifft sich heute der statusbewusste Nachwuchs der nordrhein-westfälischen Konservativen. „Jung denken“, so das Motto des NRW-Tags der Jungen Union. In Politikstil und Habitus unterscheiden sich die Nachwuchs-Christdemokraten von ihrer Mutterpartei. Die JU hat einen klaren Kurs.

Die Jung-Unionisten lieben Ex-Kanzler Kohl für seine 16-jährige Heile-Welt-Ära in ihrer Kindheit, sie verehren Friedrich Merz und seine radikalen Reformideen. Und sie stützen neuerdings auch Angela Merkel, weil die Parteichefin für einen neokonservativen Politikwechsel kämpft. So gesehen sind die Bubis von der Jungen Union die Besten der Partei.

Der heutige Auftritt von CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers passt so gar nicht zur Inszenierung der Neo-Cons. Rüttgers denkt nicht jung. Rüttgers sieht manchmal ziemlich alt aus. Der Ministerpräsidenten-Kandidat weiß, dass mit den radikalen Positionen der JU in NRW und in Deutschland keine Wahlen zu gewinnen sind. Rüttgers muss die Partei im größten Bundesland zusammenhalten. Arbeitnehmer und christliche Soziale in der CDU halten nichts von den Plänen des rechten Parteiflügels.

Rüttgers sollte ehrlich sein und den jungen Parteifreunden erklären, dass der Politikwechsel, den sie in scharf formulierten Papieren fordern, nicht kommen wird. Das Schlimmste für Rüttgers wäre, wenn er in Hagen am Ende mit Standing Ovations gefeiert wird. MARTIN TEIGELER