Respekt – schlaflose Nacht im Rathaus

Zum siebten Mal findet die Bremer Nacht der Jugend im Rathaus statt. Thema diesmal: „Respekt“ zwischen den Religionen. Wem das zu politisch ist, kann bei Livemusik multikulturell abtanzen

Bremen taz ■ Normalerweise kämen sie nicht einmal am Pförtner vorbei, aber am 10. November ist alles anders: Die siebte Bremer Nacht der Jugend steht ins Rathaus. Die ungewöhnliche Veranstaltung soll Jugendliche motivieren, sich mit den Schrecken der Reichspogromnacht und akrtueller Ausländerfeindlichkeit zu beschäftigen. Überlebende des Holocaustes werden den Jugendlichen Rede und Antwort stehen, und auch eine Ausstellung über die Reichspogromnacht in Bremen soll dafür sorgen, dass die Nacht der Jugend eine Nacht der Erinnerung wird.

Doch die Nacht der Jugend will mehr als erinnern. Die Jugendlichen sollen angeregt werden, sich mit aktuellen Themen auseinander zu setzen. Das Thema dieses Jahr heißt „Respekt“, und meint vor allem Respekt zwischen den Religionen.

Ein „Stadtplan der Religionen“ wird vorgestellt, und auch das Thema Kopftuch darf nicht fehlen. Nein, keine der üblichen Diskussionen mit den immer gleichen Experten und Argumenten, es gibt ein Theaterstück von SchülerInnen aus dem Schulzentrum Walliser Straße. Eine Gruppe von 23 SchülerInnen habe unter Leitung von Holger Möller eine szenische Inszenierung vorbereitet. „Ehrbare Frauen tragen ein Kopftuch, steht im Koran, das war vielleicht vor 1400 Jahren so. Damals gab es keine Gesetze gegen gewaltsame Belästigungen durch notgeile Männer“, heißt es an einer Stelle im Text. Hat das Kopftuch seine Aktualität verloren, ist es heute nur noch eine Form der Unterdrückung der Frauen? Ursprünglich sollten am Ende des Stücks alle Mädchen ihr Kopftuch abgelegen. Dazu kam es nicht. Die Gruppe hat anders entschieden. „Für mich war das spannend, ich habe selbst dazugelernt“, erzählt Lehrer Möller. Wer wissen will, wie das Stück jetzt ausgeht, muss sich bis Mittwochabend (20 Uhr) gedulden.

Eine etwas andere Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit seiner Wahlheimat praktiziert Serdar Somuncu. Bekannt wurde er durch seine eigenwillige Art Texte von Hitler und Goebbels vorzutragen. Manche finden das komisch, anderen bleibt das Lachen im Hals stecken. Am Mittwochabend wir es nicht bei Goebbels und Hitler bleiben, auch die jetzigen Politiker kriegen ihr Fett weg.

Wem das alles zu politisch ist, kann bei Livemusik von Bremer Nachwuchsbands abtanzen. Und auch Marco Bode, Werders Vorzeigeintellektueller, hat sich wieder angekündigt.

Die Nacht der Jugend hat sich sich im Laufe der Jahre nicht nur Freunde gemacht. „Die Verwaltung hat Angst um das Haus“, sagt Helmut Hafner, Mitarbeiter der Staatskanzlei und maßgeblicher Organisator der Nacht der Jugend . Zum Glück ist die letzten Jahre nichts ernsthaftes passiert. „Es gibt aber auch Senatoren, die die Veranstaltung meiden, weil sie da angegiftet wurden“, erzählt Hafner. Aber Henning Scherf hält seine schützende Hand über die Veranstaltung und hat sich auch in diesem Jahr wieder angekündigt.

Jugendprojekte wie die „Buchte“ kritisierten im vergangenen Jahr die Veranstaltung als sozialpolitisches Feigenblatt des Senats und veranstalteten sie im Naturfreundejugendhaus eine Gegenveranstaltung. Planungen für dieses Jahr sind nicht bekannt. Die 7. Nacht der Jugend findet Mittwoch den 10.11. zwischen im 18 und 23 Uhr im Bremer Rathaus statt.

Infos unter www.nachtderjugend.de Fritz Schorb