Bauland in Borgfeld unerwünscht

Die offene Arbeit der Kinder- und Jugendfarm Borgfeld ist in Gefahr: Der Trägerverein Hans-Wendt-Stiftung will die Zuschüsse kürzen. Würden Teile des Farm-Geländes verkauft, gäbe es genug Geld – aber der Beirat stellt sich quer

Bremen taz ■ Die 13jährigen Zwillinge sitzen mit den anderen Kindern und den Betreuern am Tisch, Gemüsebratlinge und Kartoffelbrei. Fast täglich kommen die beiden Mädchen hierher – um Freunde zu treffen, zu reden und vor allem um zu reiten. Die Kinder- und Jugendfarm am Lehester Deich in Borgfeld ist für die Zwillinge schon fast zu einem Zuhause geworden. Doch damit könnte es bald vorbei sein.

Die Hans-Wendt-Stiftung, Träger der Farm, wird den jährlichen Etat von 170.000 Euro um über ein Drittel kürzen – 70.000 Euro müssen insgesamt eingespart werden. „Wenn das so ist, werden wir den offenen Bereich der Farm nicht aufrecht erhalten können“, sagt Wolfgang Keppler, Leiter der Kinder- und Jugendfarm. Dann müssten sie einen Zaun um die Anlage ziehen, und nur feste Gruppen kämen nach Absprache hinein – das Ende der präventiven Jugendarbeit. „Die Kinder werden dann wieder auf der Straße abhängen“, befürchtet Keppler. Statt Pferde zu putzen, Teiche zu pflegen und Enten zu füttern.

Dabei wäre die Lösung einfach: Die Farm liegt auf einem riesigen Areal. Es wäre leicht, einiges davon als Bauland zu verkaufen. Die Hans-Wendt-Stiftung wäre dazu bereit, sagt Stiftungs-Chef Hartmut Groß. Die entsprechenden Flächen seien schon ausgeguckt worden, und auch an Interessenten mangele es nicht.

Das Problem ist der Beirat. Er ist gegen den Verkauf von Bauland: „Eine weitere Bebauung in diesem Gebiet kann man sich nicht vorstellen“, sagt Günther Bauer vom Ortsamt. Dafür sei eine neue Erschließungsstraße nötig. Auch seien die Nachbarn dagegen. Genauer will er auf die Ablehnung nicht eingehen. Zwar müssen Bebauungspläne nicht von den zuständigen Ortsämtern genehmigt werden. Gleichwohl wird in der Regel die Zustimmung des Beirats eingeholt – und das könnte schwierig werden. Sogar das Grüne Beirats-Mitglied Jürgen Linke – dem Farmprojekt sehr zugetan – ist dagegen, in Borgfeld weitere große Gebiete zur Bebauung freizugeben, zumal bereits in Borgfeld Ost und West gebaut werde. Allerdings müsse es für den Erhalt der Jugendfarm eine Lösung geben. „Man muss sehen, wie man eine Finanzierung hinkriegt. Aber da muss auch etwas von der Farm kommen“, sagt Jürgen Linke.

Und die würden eben gerne verkaufen. Das Geld aus dem Verkauf könnte von der Stiftung angelegt werden, so dass die Jugendfarm von den Erträgen dauerhaft unterhalten werden könnte. Selbst der Senator für Stadtentwicklung hat nichts gegen den Verkauf. Dessen Sprecher Holger Bruns betont, dass aus städtebaulicher Sicht keine Einwände gegen die Bebauung bestünden. Vor Jahren war das auch schon mit Bausenatorin Tine Wischer abgesprochen. Ein gültiger Bebauungsplan allerdings wurde nie beschlossen. Groß weist darauf hin, dass die Stiftung bereits seit drei Jahren die Farm-Zuschüsse aus dem Grundstücksverkauf finanzieren will – und sich auf die Worte der einstigen Bausenatorin verlassen hatte. Sabine Bomeier