der wochenendkrimi
: Haschkekse

„Tatort: Nicht jugendfrei“, So., 20.15, ARD

Der Mond über Bayern lächelt breit. In seinem Schein sieht man Silhouetten von Menschen, die ausgelassen tanzen. Bei den euphorisierten Gestalten handelt es sich nicht um Raver, sondern um Rentner, die über Kontakte zu einem liberalen Apotheker verfügen. Eines Morgens wird dieser Dealer mit staatlicher Lizenz tot aufgefunden. Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) sehen sich im Laufe ihrer Untersuchungen mit unterschiedlichsten Substanzen konfrontiert – immer in unüblichen Zusammenhängen: Sie finden Heroin im Apothekerschrank, Methadon in Eiskonfektpackungen und Haschisch in Keksen.

Letztere verspeisen die Ermittler selbst, weshalb sie allerlei Dinge über sich selbst und den jeweils anderen herausfinden. Gereicht wird ihnen das Gebäck von den Alten, die aufgrund heiterer beschaffungskrimineller Tätigkeiten nicht nur über eine exquisite Hausapotheke verfügen, sondern dadurch auch fein zu tafeln in der Lage sind. So lindern sie die Leiden ihrer maroden Körper. Eva Pflug und Dietmar Schönherr verkörpern die greisen Freigeister; für „Raumpatrouille Orion“ hatten die beiden einst bereits gemeinsam den einen oder anderen Trip unternommen.

In „Nicht jugendfrei“ wird also tief in die Kifferwitzkiste gegriffen, das Anliegen indes ist seriös. Denn hinter diesem wunderbar leichthändig in Szene gesetzten Täterrätsel (Buch: Gerlinde Wolf, Regie: Thomas Jauch) verbirgt sich nicht weniger als ein Plädoyer für eine kontrollierte Drogenfreigabe. Ein wahrlich bewusstseinsverändernder Tatort. CHRISTIAN BUSS