God bless gods own country

Glauben und Glaubwürdigkeit von George W. Bush geben Rätsel auf: „In Washington sitzt ein Präsident, der Gott im Schwitzkasten hat“, meint beispielsweise der Schriftsteller John le Carré. „Ich bin hier durch die Macht Gottes“, meint dagegen Bush. Und befindet sich damit auf Augenhöhe mit den Cäsaren.

Die Idee des römischen Gottkaisertums entsprang nicht der zynischen Hybris eines Herrscher, sondern der Realität. Seine Entscheidungen konnten ganze Provinzen abbrennen oder erblühen lassen, der Kaiser selbst war auf seinen Münzen überall „im Bilde“. Von den Mooren Schottlands bis zur Wüste Jordaniens. Manche Götter würden sich heute nach einer solchen Relevanz die Finger lecken.

Dabei war das Reich deckungsgleich mit der zivilisierten Welt in ähnlicher Weise, wie sich die USA heute als Schutzmacht der freien Welt begreift. Beide Imperien suggerieren einen ideologisch beseelten Innenraum, der immer auch einen Außenraum braucht. Die US-Armee ist, wie die römischen Legionen, nicht nur ein machtpolitisches, sondern latent auch ein psychologisches Werkzeug. Denn das Militär immunisiert einen Innenraum vor dem bedrohlichen Außen. So diffus und einfältig die Furcht vor dem Außen, Anderen, Gottlosen auch sein mag – sie ist eine anthropologische Konstante, die sich nicht einfach wegaufklären lässt.

Der Präsident von „God’s own country“ muss also jede Rede mit dem Mantra „God bless America!“ beenden, um von den Furchtsamen wiedergewählt zu werden. Das ist das eigentliche Dilemma: Gott hat den Präsidenten im Schwitzkasten. LUX