Das Gymnasium

taz-Kongress 1: Was tun mit dem deutschen Heiligtum Penne? Abschaffen oder umformen?

Das Gymnasium ist die deutsche Hauptschule. Fast jeder zweite Schüler besucht nach der Grundschule ein Gymnasium – und nimmt den direkten Weg zur Hochschulreife, die akademische Bildung und ein gutes Leben verheißt. Gleichzeitig zeigt sich nirgendwo so deutlich wie an der Schwelle zum Gymnasium die Ungerechtigkeit des bundesdeutschen Schulsystems: Eltern, die selbst auf der Penne waren, sichern ihren Kindern wieder zu 90 Prozent dort einen Platz. Aber Kinder, die genauso leistungsstark sind, deren Eltern aber einen Hauptschulabschluss haben oder einen ausländischen Pass, haben sechsmal schlechtere Chancen auf ein Abiturzeugnis. Was tun, um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen? Der taz-Kongress wird das diskutieren.

Günter Offermann kämpft an seinem (besten deutschen) Gymnasium, der Friedrich-Schiller-Schule in Marbach, dafür: „Jeder kommt ans Ziel.“ Das heißt: Möglichst keiner soll mehr aussortiert werden – eine radikale Neuinterpretation des Gymnasiums. In Berlin-Neukölln versuchen sie alle Schüler gleich bis zur 10. Klasse zu führen – auf dem Campus Rütli soll eine „Schule für alle“ entstehen. „Aber solange es die Gymnasien gibt, sind sie natürlich für uns eine Konkurrenz“, sagt Schulleiterin Cordula Heckmann. Der Berliner Landeselternvertreter André Schindler hingegen ist überzeugt, dass Gemeinschaftsschulen kein gute Idee sind. Denn sie würden „mehr Schüler ohne oder mit niedrigem Abschluss produzieren“. Führt der Mittelweg zu mehr Gerechtigkeit, den die schwarz-grüne Koalition in Hamburg und Schulsenatorin Christa Goetsch (Grüne) gerade wagen: die Reduktion auf zwei Schultypen – die Stadtteilschule und das Gymnasium? ALE

Heiligtum Gymnasium: Christa Goetsch, Cordula Heckmann, Günter Offermann, André Schindler. Moderation: Anna Lehmann. So., 13.30 Uhr, K1