die anderen über die Mafia und die Medien nach dem Erdbeben in Italien
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Roberto Saviano schreibt in der Tageszeitung La Repubblica: Was für die Bevölkerung eine Tragödie ist, wird für andere zu einer Chance. Städteplaner, Ingenieure, Vermessungstechniker und Architekten sind im Begriff, in den Abruzzen mit einem Instrument einzumarschieren, das harmlos scheint: die Karteikarte für die Ermittlung der Häuserschäden. Steigt das Gutachten der Schäden, steigen die Gelder. Die öffentlichen Ausschreibungen erzeugen Unterverträge, und der Zyklus des Zements zieht die Avantgarde der Unterverträge im Bauwesen an: die Clans. Die Familien der Mafia, der Camorra und der N’drangheta, die seit je auch in den Abruzzen präsent sind.

Die französische Tageszeitung Libération kommentiert: Für einen TV-Sender bietet ein Erdbeben die Garantie, dass die Reise des Teams sich durch zahlreiche aufeinander folgende Abende bewegter Bilder amortisiert. Ertrunkene (wie die vor der libyschen Küste) aber sind einfach ertrunken. Keine Spannung, keine Retter, kein Heldentum. Zu den Faktoren zählt auch das, was man die soziale Akzeptanz der Toten nennen könnte. Die Fernsehjournalisten vermuten, dass wir den Tod von Italienern nicht akzeptieren. Sie sind Europäer wie wir und Opfer einer Naturgewalt. Umgekehrt nehmen sie an, dass wir den Tod durch Ertrinken eingeschiffter Migranten einfach hinnehmen.