Alles wieder normaaaal

Keine Tabellennachbarn mehr: Der FC Bayern und Hannover 96, dem weniger Ehrfurcht gut stünde

München taz Gut, dass Michael Tarnat noch die grüne Trikothose anhatte. Sonst hätte man ihn in den Katakomben des Olympiastadions für einen Bayern-Spieler halten müssen. Dort stand Tarnat, im roten Shirt eines Gegenspielers, umzingelt von drängelnden Journalisten und sah zufrieden aus. Ja, er wolle nach dem Ende seiner Karriere in München leben, „wir haben da ein Haus gebaut“. Und wenn man ihn fragt, „werden die Bayern am Saisonende Meister und Hannover steigt nicht ab“. Soso.

„Im ständigen Kontakt“ zu einigen Bayern-Spielern stehe er auch. Der Bayerische Rundfunk meldete gar, dass Tarnat vor dem Spiel Zeit für eine Runde Schafkopf mit den Ex-Kollegen gefunden habe. Es war nur gut, dass der Fußballer Michael Tarnat auf dem Rasen des Olympiastadions der wohl beste Hannoveraner war bei der 0:3- Niederlage. Sonst hätte man ihn in Hannover als Kollaborateur anklagen müssen.

Der Ex-Bayer und Neu-Hannoveraner Tarnat wirkte also weder sonderlich enttäuscht, noch frustriert, nicht mal verärgert über die soeben erfahrene hohe Niederlage. Die erste nach fünf Siegen. Was aber auch daran liegen könnte, dass Michael Tarnat gar nicht böse schauen kann. Offiziell 35 Jahre alt, wirkt er noch immer wie der Junge von Nebenan. Zu seiner Rechten stand Mitspieler Per Mertesacker, ebenfalls Verteidiger bei 96, und somit zumindest der Aufstellung nach mitverantwortlich für Pizarros frühes 1:0, Roy Makaays 2:0 und Guerreros spätes 3:0. Mertesacker sagte: „Wir sind nicht die erste Mannschaft, die in München gut spielt und trotzdem verliert.“

Darin lag eine Ehrfurcht vor dem Rekordmeister, die nicht erst seit dieser Saison unangebracht wirkt. Kannte er die Tabelle nicht? Liest er keine Zeitung? Recht hatte Mertesacker mit der Feststellung: „Wir hatten keine richtig große Torchance, aber wir haben gezeigt, dass wir gut Fußball spielen können.“

Bayern hatte sich nach der Blamage in Gladbach und dem unglücklichen 0:1 gegen Juventus diesmal für die Variante „klarer Heimsieg“ entschieden. Mehmet Scholl spielte herausragend und verweigerte wie immer ein Interview. Auch wenn ganz Hannover ihm den Weg versperrt, findet er die Lücke und Makaay, der allein vor Torwart Robert Enke steht. Makaay fand seinen ersten Treffer nach 600 torlosen Minuten erwartungsgemäß „normaaal“. Normal ist auch wieder die Tabelle: München vor Hannover. Marc Baumann