Cooler Kämpfer für die Eisenbahner

Norbert Hansen, der Vorsitzende der Verkehrsgewerkschaft Transnet, tritt morgen zur Wiederwahl an

Knopf im Ohrläppchen, Zigarillos, sonore Stimme mit norddeutschem Klang. Und eine Harley fährt er auch. Norbert Hansen ist ein cooler Typ. Zu so einem kommt man gern, wenn er zur Party einlädt. So tauchten beim diesjährigen Sommerfest der Bahngewerkschaft Transnet nicht nur die Verkehrspolitiker und Gewerkschaftsbosse auf. Auch SPD-Generalsekretär Franz Müntefering, obwohl damals noch schwer damit beschäftigt, die SPD aus dem Stimmungstief zu zerren, kam auf ein paar Bier zu poppigem Jazz im Berliner Innenhof vorbei.

Logisch ist Hansen SPD-Genosse und mit dem „lieben Franz“ genauso per Du wie mit dem „lieben Gerd“ im Kanzleramt. Doch anders als diese sitzt er nicht im Spagat zwischen Klassenkampf und neoliberaler Wirtschaftspolitik.

Muss er auch nicht, denn er hat einen klaren Auftrag: Er vertritt als Transnet-Vorsitzender die Interessen von rund 280.000 Bahnern, die in der Gewerkschaft Transnet organisiert sind. Vorwiegend Mitarbeiter der Deutschen Bahn, aber auch die der Konkurrenz wie Connex. Das mach er seit fünf Jahren. Und dass er morgen wiedergewählt wird, bezweifelt niemand.

Sein Ziel ist ebenso klar wie eindeutig: Möglichst viele Arbeitsplätze bei der Bahn sollen trotz Reform erhalten bleiben. Deshalb legt er sich mit den Verkehrsexperten des Bundestags an und wirft denjenigen, die das Netz aus dem Bahnkonzern herauslösen wollen, vor, dass sie die Eisenbahn „zerschlagen und filetieren“ wollen. Und mit einem steten „Nein“ zum Börsengang nervt er auch Bahnchef Mehdorn. Wobei die beiden persönlich angeblich recht gut miteinander auskommen sollen.

Wohl nicht nur, weil auch Mehdorn manchmal klarere Worte wählt, als es der Konzern-PR lieb sein kann. Wenn es darauf ankommt, kann Hansen auch ganz diplomatisch sein. Das Nein zum Börsengang heißt nicht, dass die Bahn nicht kapitalmarktfähig sein soll – irgendwann. Und bei der Diskussion um den Zeitplan setzt er sich dafür ein, „Dampf aus dem Kessel zu lassen“.

Immerhin sitzt Hansen, der nach seiner Jungwerkerprüfung bei der Bahn die Arbeit am Fahrkartenschalter ebenso kennen gelernt hat wie die des Rangierers, ja, mittlerweile auch als stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat des Konzerns. Dort gilt er nicht als Dogmatiker, was bei den Diskussionen in dem Gremium ebenso hilfreich ist wie bei den gerade laufenden Tarifverhandlungen.

Auch Hansen dürfte klar sein, dass die an vielen Stellen noch immer wie eine Behörde arbeitende Bahn reformiert werden muss. Doch jede Zustimmung knüpft er an Beschäftigungsbündnisse. Einen ersten Erfolg konnten die Gewerkschaften, neben Transnet auch die Lokführervertretung GDL und die dem Beamtenbund nahe stehende GDBA verbuchen: Die Deutsche Bahn erklärte sich vorigen Montag bereit, bis 2010 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. STEPHAN KOSCH