Nicht nur Partylaune

Trittin kommt zur Abschalt-Fete nach Stade. Kritik von den Atomgegnern: „Augenwischerei“ der Bundesregierung

Stade taz/lno ■ Den Grünen war gestern nach Feiern zumute. Bundesumweltminister Jürgen Trittin und Parteichefin Angelika Beer erschienen zur „Abschalt-Party“ im niedersächsischen Stade „zum Tanzen, Diskutieren, Erinnern und Feiern“, wie es so schön in der Einladung zu der Fete anlässlich des Abschaltens des Uralt-Reaktors Stade heißt. Für die CDU und den AKW-Betreiber E.on ist die Feier ohnehin eine „Geschmacklosigkeit“, aber auch Atomgegner sehen das ähnlich.

So hat der Hamburger Physiker Fritz Storim, seit mehr als 30 Jahren in der Anti-AKW-Bewegung tätig, kritisiert, die Grünen wollten mit der Abschaltung von Stade „Erfolge herbeireden, um Konsens für ihre Politik in der Bevölkerung zu schaffen“. Storim, der bei der Bremer Messstelle für Arbeit und Umweltschutz arbeitet, weist darauf hin, dass die „Menge des anfallenden Atommülls sich durch die vorgezogene Abschaltung nicht verringert“, die Reststrommengen, die Stade noch produziert hätte, können von E.on auf andere AKWs übertragen werden.

Der Atomkonsens der Bundesregierung, so bemängelt der AKW-Gegner, diene „zuallererst dem Bestandsschutz der profitablen Anlagen“. Niemand können daher zurzeit vorhersagen, wann das letzte AKW in der Bundesrepublik abgeschaltet werde, „auch nicht Jürgen Trittin“. Zudem sei es aus seiner Sicht „unverantwortlich“, mit dem Atomausstieg bis 2020 zu warten.

Eine Kritik, die Trittin gestern nicht gelten lassen wollte. Der Minister, der von der Bundesumweltministerkonferenz in Hamburg an die Unterelbe gekommen war, betonte vor zahlreichen ParteifreundInnen gemeinsam mit Beer, dass der Atomausstieg durch das Aus für Stade sichtbar und bis zum Jahr 2020 endgültig vollzogen werde. Das zweitälteste deutsche AKW war am vergangenen Freitag nach 31 Jahren vom Netz gegangen. E.on hatte dafür jedoch ausschließlich „wirtschaftliche Gründe“ genannt.

Nicht alle Atomgegner gehen mit der Abschalt-Party so um wie Storim. Der Kreisvorsitzende des BUND in Stade, Heiner Baumgarten, hatte im Vorfeld der Abschaltung zwar ebenfalls von „Augenwischerei“ der rot-grünen Bundesregierung gesprochen. Trotzdem sah er keinen Grund, die gestrige Party zu boykottieren. Für die AKW-Gegner vor Ort gebe es ja auf jeden Fall etwas zu feiern. AHA