Einfach dreimal Sport machen

Spannungskopfschmerzen und Migräne: PatientInnen therapieren sich oft selbst – und verschlimmern die Symptome. Hamburger Universitätskrankenhaus bietet Fortbildung für MedizinerInnen an. ÄrztInnen raten zu ausreichend Aspirin

Häufiger Gebrauch unterschiedlicher Tabletten löst Kopfschmerzen aus

Aus Hamburg ELKE SPANNER

Die Diagnose ist fast immer falsch. Nicht einmal die Hälfte aller PatientInnen, die wegen Migräne zu ÄrztInnen gehen, werden dort über die Ursachen ihrer starken Kopfschmerzen aufgeklärt. Die Folge ist eine Eigenmedikation zu Hause und vor allem ein reger Gebrauch unterschiedlicher Wirkstoffe – was dann wiederum zu einem schmerzmittelinduzierten Kopfschmerz führen kann. Um stattdessen ÄrztInnen das Erstellen der richtigen Diagnose zu ermöglichen, bietet das Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg jetzt eine Fortbildung für MedizinerInnen zu „Kopfschmerzen und Migräne“ an.

Dabei sind HausärztInnen über die Behandlung von Kopfschmerzen nicht weniger informiert als FachmedizinerInnen. „Hausärzte wissen in der Regel recht gut über Migräne und Kopfschmerzen Bescheid“, sagt Cornelius Weiller, Direktor der Klinik für Neurologie am UKE. Dennoch bekommen nur rund 40 Prozent der Frauen, die wegen Migräne eine Praxis aufsuchen, diese Diagnose mit auf den Weg, bei den Männern sind es sogar nur 30 Prozent.

Besonders schwer, so Weiller, ist die Diagnose bei Kindern: Zwar leiden Untersuchungen zufolge 15 Prozent aller Kinder unter Migräne. Da bei ihnen aber oft andere Symptome im Vordergrund stehen, wird die Diagnose nur selten erstellt. Kinder, sagt die Leiterin der UKE-Kopfschmerz-Ambulanz Ulrike Bingel, klagen eher über Sehstörungen und Übelkeit: „Kopfschmerzen erwähnen sie oft nicht mal.“

Wird die Migräne hingegen erkannt, gibt es durchaus Möglichkeiten, die Symptome zumindest zu lindern. Wer weiß, dass er unter dieser Krankheit leidet, kann zunächst bei einer Migräne-Attacke herkömmliche Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol einnehmen. Dabei solle man ruhig 2-3 Tabletten nehmen, rät Bingel: „Man braucht gleich eine stärkere Dosis, damit die Tabletten wirken.“

Wichtig sei aber auch, zuvor ein Medikament einzunehmen, das den Magen anregt – bei Verdauungsproblemen werden die Kopfschmerztabletten sonst nicht transportiert. Häufen sich die Attacken indes, rät die Ärztin, auf eine prophylaktische Behandlung umzustellen. „Man sollte nicht zehn Mal im Monat Aspirin einnehmen.“ Sinnvoller sei es bei häufigen Attacken, sich vom Arzt Medikamente verschreiben zu lassen, die die Anfallsneigung reduzieren.

Kennt der Patient die Auslöser seiner Migraäneanfälle, lassen sich diese häufig schon im Keim ersticken. Um die Reize herauszufinden, raten FachmedizinerInnen zu einem Kopfschmerztagebuch. Durch eine Umstellung des Verhaltens können dann Attacken im Vorfeld vermieden werden. Und wie beispielsweise auch bei Spannungskopfschmerzen, raten die Fachleute PatientInnen zu speziellen Entspannungstechniken und Ausdauersport. Weiller: „Dreimal die Woche 20 Minuten Sport hat nachweisbar eine prophylaktische Wirkung.“