unterwegs mit ulrich wickert von JAN ULLRICH
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„Na, Lust auf ’ne ordentliche Spritztour?“, hatte Ulrich Wickert am Telefon noch gefragt, und zehn Minuten später stand er mit seinem Passat vor meiner Haustür. „45 PS, vier Gänge, Handbremse“, bemerkte er stolz. „Und nur zehn Liter Öl am Tag.“ – „Toll“, erwiderte ich, um nicht gleich zu Beginn die Stimmung zu vermiesen.

„Ich überhole nicht gerne“, erklärte Wickert schon am Anfang der Tour, als wir einem Mähdrescher kilometerweise hinterherfahren. „Ich werde ja auch nicht gerne überholt.“ Als wir den Mähdrescher hinter uns gelassen haben und es trotzdem jemand versucht, gibt Wickert so lange Gas, bis der Überholer entnervt aufgibt. Anschließend kehrt er wieder zur alten Fahrgeschwindigkeit zurück. „Hätte ich ihm gleich sagen können“, meint Wickert und schmunzelt leicht.

Satt und fett dröhnt die Maschine des Passats, als Wickert bei 70 Stundenkilometern vom zweiten in den dritten Gang schaltet. „Es stimmt nicht, dass ich jahrelang geglaubt habe, auf Autobahnen dürfe man nur 70 fahren“, klärt er mich auf. „Richtig ist, dass ich trotzdem nur 70 gefahren bin. Manche mögen das langsam nennen, für mich zeigt sich hierin meine Fähigkeit zu verweilen – auch und gerade in Momenten, wo es mal ein bisschen schneller gehen sollte.“

Als sich dann große Hinweistafeln über die sechsspurige Fahrbahn spannen, bremst Wickert den Wagen abrupt auf 40 Stundenkilometer runter, um die Tafeln in aller Ruhe genau durchzulesen. „Ich bin auf langen Reisen einfach gerne gut informiert“, erklärt er. Dann wechselt er spontan die Fahrspur. „Hier geht’s lang!“

„Benzin ist alle!“, ruft er wenige Kilometer später und fährt auf eine Tankstelle. „Nur weil ich eine EC-Karte besitze, muss ich nicht an jeder x-beliebigen Tankstelle darauf zurückgreifen“, erklärt er nach dem Tanken. „Bargeld ist auch Geld“, behauptet er und zählt den Betrag mühsam Cent für Cent ab. „Jetzt weiß ich, wie es ist, wenn einem langsam Eis in der Hand schmilzt“, empört sich ein sichtlich genervter Familienvater über das Zahlungsgebaren des sympathischen Nachrichtenmannes.

Als wir die Tankstelle verlassen, treffen wir auf eine Gruppe von Passanten, die des Wartens müde geworden in einer Mülltonne Würstchen grillen. „In der Not frisst der Teufel Fliegen“, kommentiert Wickert gelassen. Nur wenig später – schon wieder auf der Autobahn – können wir noch den roten Feuerball der explodierenden Tankstelle sehen.

„Einparken braucht Platz, und Platz ist in der größten Lücke“, klärt mich Wickert auf, nachdem wir wieder zu Hause angekommen sind. Dann beginnt das vorsichtige Vor- und Zurückfahren, bis das Auto endlich inmitten einer Parklücke steht, in die mindestens zwei von der Größe des Passats hineinpassen würden. „Wenn man rechtzeitig zu Hause ist, hat man keine Schwierigkeiten, einen solchen Parkplatz für sich allein zu finden. Für die Nachbarn sieht es da schon schlechter aus“, stellt er zufrieden fest, nachdem er den Wagen abgewürgt hat.

Später fasse ich die Spritztour mit Wickert zusammen: Wir sind nur kurz gefahren, waren aber langsam unterwegs. Viel haben wir so nicht gesehen: Bratzen, Willingstedt und Plath, das war’s. Schade um den schönen Tag.