Hangargegner können nur noch klagen

Die Regionalversammlung Südhessen gibt grünes Licht für Bau einer Wartungshalle für den neuen Airbus-Riesen am Frankfurter Flughafen. Dafür sollen 20 Hektar Wald gerodet werden. Aber Kommunen stehen noch juristische Wege offen

AUS FRANKFURT AM MAINKLAUS-PETER KLINGELSCHMIDT

Knapp 500 Umweltschützer draußen auf dem Römerberg und noch einmal rund 100 Demonstranten drinnen im großen Sitzungssaal des historischen Rathauses in Frankfurt am Main protestierten am Freitagabend vergeblich. Sie sind gegen den Bau einer gigantischen Wartungshalle für das Großraumflugzeug Airbus A-380 außerhalb des bestehenden Flughafengeländes – und im Bannwald der Doppelgemeinde Mörfelden-Walldorf im südhessischen Landkreis Groß-Gerau.

Mit großer Mehrheit allerdings votierten die Mitglieder der Regionalversammlung Südhessen für den Antrag des Flughafenbetreibers Fraport AG auf Genehmigung der vorgelegten Pläne für den neuen Hangar. Nur die Grünen stimmten geschlossen dagegen. Und einige wenige Sozialdemokraten aus dem besonders betroffenen Landkreis Groß-Gerau.

Dagegen brachte eine Mehrheit aus Grünen und Sozialdemokraten den von der Fraport AG gleich mitbeantragten Sofortvollzug des Baus zu Fall. Fraport wollte noch in diesem Jahr mit der Rodung von rund 20 Hektar Wald beginnen; die Wartungshalle für den A-380 soll nämlich spätestens 2007 zur Verfügung stehen. Die Ablehnung des Sofortvollzugs eröffnet den Kommunen und Landkreisen jetzt die Möglichkeit, Klagen gegen das Bauprojekt bei den Verwaltungsgerichten einzureichen. Der Landrat des Landkreises Groß-Gerau, Enno Siehr (SPD), kündigte eine solche Klage nach Sitzungsschluss an. Eine Klage der Stadt Mörfelden-Walldorf gegen das Bauvorhaben ist bereits anhängig. Das aber seien nur noch „juristische Finessen“, meinte dazu der stellvertretende Fraport-Vorstandsvorsitzende Manfred Schölch.

Die Lufthansa AG, die den Aufbau einer neuen Großraumflotte mit dem Airbus A-380 avisiert – einer der Giganten soll 555 Passagiere durch die Lüfte transportieren – hatte für den Fall der Ablehnung des Hangarbaus schon mit dem Umzug der Flotte nach München gedroht.

Für CDU und FDP in der Regionalversammlung war genau das ausschlaggebend für das einstimmige Votum für den Bau der Wartungshalle: „Entweder werden wir Provinz, oder wir entscheiden uns für die Zukunft“, so etwa Wolfgang Knöll (FDP).

Die Grünen und die Umweltschützer von Robin Wood und dem Bund-Naturschutz glauben dagegen, dass der Hangarbau ein „Pilotprojekt“ für den auch geplanten Landebahnbau im Nordwesten des Flughafens sei. Auch die umstrittene Landebahn soll durch einen Bannwald führen; und noch dazu in der direkten Nachbarschaft der Chemiefabrik Ticona entstehen. Frank Kaufmann (MdL-Grüne) warf der Fraport AG zudem vor, mehrere Alternativstandorte für den Hangar auf dem Flughafengelände „niemals sorgfältig geprüft“ zu haben. Das aber seien „alles Krampflösungen“ gewesen, hielt der Unionsabgeordnete Klaus Minkel dagegen.

Tatsächlich hat die Fraport AG den zu erwartenden Zugewinn an Gelände durch die Auflösung der US-Airbase (bis Ende 2005) bereits verplant: für den Bau eines Terminals III und eines neuen Frachtzentrums. Das Unternehmen kaufte zudem vor wenigen Tagen das riesige Arreal der ehemaligen Caltex-Raffinerie am Main bei Raunheim auf. Das liegt in Sichtweite von Ticona und der geplanten neuen Landebahn.