Hass von Rechts

BKA-Chef warnt vor wachsendem Antisemitismus. Unter den Tätern auffällig viele Akademiker und Ältere. „Wir nehmen das Bedrohungspotenzial ernst.“

kiel dpa ■ Vor zunehmenden antisemitischen Tendenzen hat der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, gewarnt. Die Zahl derer, die sich dieses Gedankengut zu Eigen machen, scheine zu steigen, sagte Ziercke gestern in Kiel. „Wir nehmen das Bedrohungspotenzial ernst.“

Straftaten richteten sich in den wenigsten Fällen direkt gegen Juden, seien aber antisemitisch motiviert. Unter den Tätern seien einer Studie zufolge Hochschulabsolventen, Menschen mit höherem beruflichen Status und Ältere auffällig häufig vertreten. Bei einer Tagung verwies der BKA-Chef auf die Strategie von Rechtsextremisten, eine „Volksfront von Rechts“ zu bilden, und auf die Öffnung der NPD für gewaltbereite Neonazis. Erkenntnisse über ein rechtsterroristisches Netzwerk lägen nicht vor. Als Schwerpunkte hob Ziercke die Bekämpfung rechtsextremistischen Gedankenguts über Musik und Internet hervor. Eine Verpflichtung der Provider, Daten mindestens sechs Monate aufzubewahren, sei leider rechtspolitisch gescheitert.

Ein „Ansteigen antisemitischer Züge des Rechtsextremismus“ sieht auch Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Buß (SPD). Das Judenbild vieler Menschen sei weiter mit negativen Eigenschaften verbunden, sagte er: „Antisemitismus ist längst wieder ein Alltagsphänomen.“