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: Sieben gegen Braunschweig

Der Verlierer ist: Braunschweig. Im Normalfall würde man ja sagen, dass die weise – oder zumindest: bauernschlaue – Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK) nur Gewinner kennt, und tatsächlich dürfte das Händereiben in Bremen beispielsweise und in Lübeck überwiegen. Die in Bonn angesiedelte Beinahe-Behörde hat nämlich eine Jury damit beauftragt, die Liste deutscher Bewerberinnen für die europäische Kulturhauptstadt 2010 von zehn auf maximal vier zu entschlacken.

Eine Fachjury, wohl gemerkt, was das ganze Verfahren „wohltuend von der Politik weg“ rücke, wie der KMK-Kulturausschussvorsitzende Toni Schmid, im Hauptberuf Regierungsdirektor im Münchner Kunstministerium, bekennt.

Brüten über die Bewerberstädte sollen jetzt die gestandenen Expertinnen und Experten Werner Durth, Waltraud Luschny, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Walter Siebel und Wieland Schmied, dazu noch die ganz großen Namen György Konrád und Adolf Muschg. Nike Wagner hat abgesagt. Alles in allem: nix zu meckern.

Für Braunschweig ist das allerdings richtig ärgerlich. Die Chancen der Stadt, die, obwohl von der Landesregierung schon lange als Kandidatin vorbestimmt, nur mit Müh’ und Not die niedersächsische Mitbewerberin Osnabrück besiegen konnte, werden als gering eingestuft. Beim Kulturhauptstadt-Tüv von 3sat und anderen Feuilletons ist man gnadenlos durchgerasselt.

Da kam die Berufung der KMK als letzte Instanz im Bewerbungspoker gerade recht: Das Gremium wäre ein super Schuldiger fürs jähe Aus gewesen. Man hätte ganz bequem Ranküne am Werke sehen können, weil doch Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) das Gremium für obsolet erklärt und den Ausstieg Niedersachsens angekündigt hatte. Stattdessen droht nun ein knallhart fachliches Votum. Das damit alle Entschuldigungen zunichte macht. Bitterer kann keine Niederlage sein. bes