Ein ruhiger Mensch

Aus dem Osten gekommen: Pathetisch wird CDU-Landesgeschäftsführer Heiko Strohmann nur selten

Bremen taz ■ Die meisten dächten gar nicht, dass er aus dem Osten komme, sagt er. Und dass das wohl an der Sprache liege. Heiko Strohmann spricht nämlich kein Sächsisch. Mitunter, erzählt der Landesgeschäftsführer der Bremer CDU, werde er gefragt, ob er aus Hamburg oder Lübeck komme. Nein, korrigiert er dann, weder noch. Geboren ist er nämlich 1968 in Rostock.

Sein Abitur hat er noch machen dürfen, fürs Studium galt er dem System aber als zu unzuverlässig. Irgendwann habe er mal in seine Stasi-Akten geschaut und festgestellt, dass er offenbar im Kreise von Internatsschülern „Gesellschaftskritik“ geübt habe. „Aber, mein Gott, völlig harmlos“, sagt er. Aus Sicht der Staatssicherheit allerdings verdächtig genug, um die Seefahrtsausbildung zu stornieren. „Die befürchteten, dass ich die Gelegenheit nutzen würde“, vermutet Strohmann. Und fügt hinzu, dass sie damit so falsch ja nicht gelegen hätten. Ressentiments klingen anders.

Kann er aber auch: Am unerbittlichsten klingt Strohmann, wenn er erzählt, dass die Bremer SPD sich „noch im Dezember 1989“ um „freundschaftliche Kontakte zur Rostocker SED bemüht“ habe. Da schüttelt er den Kopf, und sagt, dass ihm das „richtig widerlich“ erscheine. Mildert’s aber schnell großkoalitionär ab, dass „die heutige SPD ja etwas ganz anderes“ sei.

Strohmann ist nach dem Abi Schausteller geworden, „weil man da die größtmögliche Freiheit hatte“. Und ist im September 1989 ausgereist, über die Prager Botschaft. Geflohen wäre vielleicht richtiger, aber das klingt zu dramatisch, um zu ihm zu passen: Heiko Strohmann ist ein eher ruhiger Mensch. Was strategische Vorteile bringt. Keiner erklärt bei den Landesparteitagen sanfter als er, warum ein redundanter Antrag besser nicht angenommen wird. Und wenn er im Gespräch pathetisch wird – was selten vorkommt – entschuldigt er sich vorab: Man müsse aufpassen, weil man da leicht pathetisch werde. Aber der dritte Oktober sei „ein Geschenk der Geschichte, dass wir wieder ein Volk und ein Land sind.“ Und darum habe er die Debatte über den Nationalfeiertag für „ehrlich gesagt: zum Kotzen“ befunden. bes