Kultur bringt doch Geld

Willfried Maier, kulturpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, fordert in Antrag an die Bürgerschaft einen detaillierten Hamburger Kulturwirtschaftsbericht

Der Gedankengang ist nicht sonderlich komplex, für den aktuellen Senat aber wohl zu diffizil: derjenige nämlich, dass die Förderung künstlerischen Nachwuchses mittelfristig einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellen könnte. Dies ergibt der Kulturwirtschaftsbericht des Landes Hessen von 2003, der unter anderem bundesweite Vergleiche enthält.

Die sorgfältige Recherche der Hamburger Verhältnisse mahnt daher Willfried Maier, kulturpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, in einem Antrag an, der in der heute beginnenden Bürgerschaftssitzung abgestimmt werden soll. Allein im Jahr 2000 erbrachte die Hamburger Kulturwirtschaft, das zeigt der hessische Bericht, bereits 7,2 Prozent des Gesamtumsatzes; im Bundesdurchschnitt waren es 4,9 Prozent. Auch der Anteil steuerpflichtiger kulturwirtschaftlicher Unternehmen lag mit 16,1 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von neun Prozent.

Fakten, die Maier auch auf die hohe Dichte selbständiger Künstler in Hamburg zurückführt: 4,7 Freischaffende kommen hier auf 1.000 Einwohner; im Bundesdurchschnitt sind es 1,4. „Solche Zahlen zeigen, dass Kultur nicht nur etwas Konsumptives ist, sondern dass es sich um einen ganz realen Wirtschaftsfaktor handelt“, betont Maier. Wie sich dies im Detail in Hamburg darstellt, soll ein Kulturwirtschaftsbericht erweisen, „damit Fehlentscheidungen wie die Reduktion der Filmförderung künftig nicht mehr möglich sind“.

Die Bedeutung einzelner Bereiche der Kulturwirtschaft sowie die Wechselwirkung zwischen öffentlicher Kulturförderung und privatwirtschaftlichem Wachstum soll der Bericht eruieren; bei der Formulierung konkreter Ziele hält sich Maier jedoch zurück: „Es kann nicht sein, dass etwa kleine Clubs bei den städtischen Vermietern oft den Kürzeren ziehen.“

Ob er allerdings für den Ausbau spezifischer Projektförderung, der Künstlerstipendien oder gar der Förderung von Kunst im öffentlichen Raum plädiert, lässt Maier offen. „Wichtig scheint mir – neben einer endlich angemessenen Bewertung des Wirtschaftsfaktors Kultur – die Ermöglichung individualistischer Basisaktivitäten zu sein. Denn wenn junge Leute nichts ausprobieren, dann kann mittelfristig auch die Kulturwirtschaft nicht wachsen.“ Petra Schellen