Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 11. Dezember, Galerie K & S, Linienstraße 156/157, Mi.–Fr. 15–19 Uhr, Sa. 12–17 Uhr.

Am besten fängt man hinten an. Denn im rückwärtigen Studioraum von sphn läuft das Video des finnischen Künstlers Santeri Tuori, das seine Fotoserie im vorderen Galerieraum erörtert. Das Porträt von „Karlotta“ entsteht im Zusammenspiel von Video und Fotografie, von Bewegung und Still, von Farbe und Schwarzweiß. Das S/W-Still suggeriert dabei eine fassbare, feste Identität des kleinen Mädchens. Das aber tanzt, im roten Kleid, leichterdings darüber hinweg und zeigt dem Betrachter den Reichtum an Mienen und Gesten, die seine Persönlichkeit wirklich ausmachen. Provoziert Tuoris Spiel mit dem Nichtidentischen im Identischen nicht die altmodische Idee, irgendwo müsse eine Linie gezogen, eine Grenze gesetzt oder ein Punkt gemacht werden? „One must draw the line somewhere“ heißt es bei K & S, im letzten Teil des Austauschprogramms „Hin und Zurück“, das Berlin mit Osteuropa vernetzt, über die Kooperation vor allem mit Kunstmagazinen. Nun wird „D“ (www.d-magazine.net) aus Skopje/Mazedonien vorgestellt, ein Magazin, das seinen Schwerpunkt auf der Zeichnung hat. „D“ wird von Yane Calovski in Zusammenarbeit mit „Revolver – Archiv für aktuelle Kunst“ in Frankfurt herausgegeben. Aleksandar Stankovski hat eine Reihe von Comic-Romanen geschaffen, die jeweils über 600 Seiten umfassen und recht assoziativ den sozial wie individuell erfahrenen Umbruch der Region thematisieren. In seiner strengen, abstrakten Zeichensprache korrespondiert dazu Florian Zeyfangs Video-Installation, eine Hommage an Oskar Fischinger, den Avantgardefilmer der 20er-Jahre, der für Walt Disney den Anfang von „Fantasia“ entwarf. Gewitzt: Sandra Boeschensteins detailliert gezeichnete Wissenschaftskritik; poetisch und krude zugleich: Ivanka Apostolos’ „Anti-Comic“-Mix aus Filmstreifen und Sprechblasen.

Bis 23. Dezember, Galerie sphn, Koppenplatz 6, Di.–Sa. 12–18 Uhr