Misch mich mit!

„Sabine Christiansen“ für Jugendliche – muss das sein? Viva versucht es heute mit „Mitmischen.tv“ (14 Uhr)

War es Höhe- oder Tiefpunkt? Fest steht nur, dass der Tag, an dem Moderatorin Sarah Kuttner den damaligen SPD-Generalsekretär mit den krachenden Worten „Der eine oder andere hat sich vielleicht schon gefragt: Who the fuck is Franz Müntefering?“ vorstellte, einen Einschnitt in der Geschichte von Viva markierte: Zum ersten Mal traute sich der Kölner Musiksender an das große Thema Politik und lud zur Bundestagswahl 2002 die Generalsekretäre von SPD und CDU in die Nachmittagsshow „Interaktiv“ ein. Der Versuch, Politik im Musikfernsehen und zur Schüler-Prime-Time stattfinden zu lassen, fand viel Beachtung, doch wenig Gefallen. „Politiker sind die Langweiligsten, die es gibt“, urteilte Kuttner über ihre Gäste Müntefering und Meyer. Die Senderchefs sahen das wohl ähnlich: das ehrgeizige Projekt wurde begraben – aber nur kurzfristig. Heute startet Viva einen neuen Anlauf in Sachen Pop und Politik.

Bei „mitmischen.tv“ treffen Politiker aus verschiedenen Bundestagsfraktionen (u. a. die bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckhardt und FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper) auf engagierte Jugendliche aus Verbänden und politischen Organisationen. Ihr gemeinsames Thema: „Politik- oder Politikerverdrossenheit – was will die Politik eigentlich?“ Moderiert wird der halbstündige Talk von Klaas Heufer-Umlauf (21), ansonsten zu sehen in den Viva-Sendungen„News“ und bei „Interaktiv“. „Letztlich sind wir eine ganz normale Polit-Talkshow“, erklärt Heufer-Umlauf. „Normal“ im Sinne seriösen Informationsanspruchs – ansonsten soll natürlich schon einiges anders sein. „Wir wollen die Dinge so einfach darstellen, wie sie nun mal oft sind“, sagt Heufer-Umlauf. Wer Politikerdeutsch rede, würde mit Nachdruck aufgefordert, verständlich zu sprechen. Gleichzeitig soll „mitmischen.tv“ keine politische „Sendung mit der Maus“ sein: „Wir liefern ein paar Grundinformationen, aber im Vordergrund steht die Diskussion, nicht das Erklären.“

„Die Politiker haben sich zum Teil zu viel deutlicheren Statements hinreißen lassen, als es ihnen lieb war“, erzählt Harald Zulauf, Chef der PR-Agentur Media Consult und Organisator des Talks, von der Aufzeichnung. „Die Fragen der Jugendlichen waren härter als gewohnt.“ Er wertet die Sendung als vollen Erfolg – ob die Fortsetzung folgt, ist jedoch ungewiss. Bislang ist der Talk nur ein Element der Kommunikationskampagne „mitmischen.de“ vom Bundestag. Je nach dem, wie die Zuschauerreaktionen ausfallen, soll über weitere Shows nachgedacht werden. Unter www.mitmischen.de können die Zuschauer im Anschluss an die Sendung schon mal den Politikern ihre Meinung sagen.

HANNAH PILARCZYK