Fixstern ist besetzt

Stadtteilinitiative will Erhalt der Drogeneinrichtung im Schanzenviertel durchsetzen. Träger distanziert sich, Behörde gibt sich gelassen

„Die Behörde finanziert die Arbeit freier Träger, nicht ihre Abwicklung“

von ELKE SPANNER

Der Fixstern ist besetzt. Um den Betrieb der Drogeneinrichtung im Schanzenviertel auch über den vom Senat beschlossenen Schließungstermin zum Jahreswechsel hin aufrechtzuerhalten, sind gestern VertreterInnen des Stadtteilbündnisses „Fixstern bleibt“ in die Räume am Schulterblatt mit eingezogen. Der Schauspieler und ver.di-Vertreter Rolf Becker forderte den Senat im Namen der Initiative auf, sicherzustellen, dass die erfolgreiche Betreuung von Drogensüchtigen im Schanzenviertel weitergeführt wird. Die Gesundheitsbehörde indes gab sich gelassen: „Wir sehen das ganz entspannt“, sagte Sprecher Hartmut Stienen. „Unter Umständen müsste der Träger Maßnahmen gegen die Besetzung einleiten.“

Der wurde nach eigenem Bekunden von der Aktion überrascht. „Freiraum e. V. ist an der Besetzung nicht beteiligt“, betonte Geschäftsführer Norbert Dworsky. Das hat er auch umgehend gegenüber der Behörde erklärt. Er hofft, dass duch die Besetzung des Bündnis „Fixstern bleibt“ der Träger Freiraum und dessen übrige Einrichtungen nicht gefährdet werden. Solange die Verträge für den Fixstern noch laufen, so Dworsky, „müssen wir garantieren, dass der Betrieb weiterläuft“.

Im bisherigen Umfang ist das allerdings nur noch bis Ende dieser Woche der Fall. Da am 31.12. die Schlüssel für die Räume an die Behörde übergeben werden müssen, ist die Abwicklung bereits in vollem Gang. Kommende Woche schließt Freiraum die Fixerstube und stellt auch den offenen Cafébetrieb ein. Nur der Spritzentausch, die medizinische Versorgung und die Straßensozialarbeit werden weiterbetrieben, auch werden Therapieplatzvermittlung und andere weiterführende Hilfen für Süchtige noch zu Ende geführt.

Anschließend stehen dann nicht nur die Junkies, sondern auch die Fixstern-MitarbeiterInnen auf der Straße. 28 Beschäftigten wurden mittlerweile die Kündigungen zum Jahresende zugestellt. Die Kosten für einen Sozialplan zu übernehmen, den die Freiraum-Geschäftsführung vorgelegt hat, lehnt die Behörde ab. „Der Zweck von Zuwendungen an freie Träger ist die Erfüllung ihrer Aufgabe und nicht ihre Abwicklung“, erklärt Sprecher Stienen.

Die MitarbeiterInnen können auch nicht darauf setzen, von der neuen Drogenberatungsstelle übernommen zu werden, die kommendes Jahr im Schanzenviertel eröffnet werden soll. Wer diese betreiben soll, steht rund einen Monat vor der geplanten Eröffnung noch nicht fest. Das Ausschreibungsverfahren ist zwar abgeschlossen, die endgültige Entscheidung über den neuen Träger steht allerdings noch aus. Und ob der dann die arbeitslosen Fixstern-Beschäftigten unter Vertrag nehmen wird, ist laut Stienen „dessen Entscheidung, nicht unsere“.