Neue Dokufilme aus Polen

In dieser Woche noch bis zum 14. November zeigt das polnische Kulturinstitut im Filmkunsthaus Babylon Dokumentarfilme von jungen Regisseuren – aus der Filmschule Lodz und der Meisterschule von Andrzej Wajda. Der eine, von Leszek Dawid, heißt „A bar at the Victoria Station“ (12./14. 11.) und begleitet zwei arbeitslose polnische Männer, die als Touristen nach London gekommen sind, auf ihrer Suche nach Arbeit. Entweder will man ihnen nur eine Arbeitserlaubnis für viel Geld verkaufen oder sie werden abgewimmelt. Die beiden, die anfangs noch voller Hoffnungen waren und von einer „Bar na Victorii“ beziehungsweise einem Lottogewinn träumten, werden immer verzweifelter. Langsam geht ihnen das Geld aus, sie haben keine Freunde in London, können die Sprache nicht und alle wollen sie nur bescheißen.

Der Film endet mit dem Hinweis, dass sie dann doch noch eine Schwarzarbeit fanden. Wenig später wird einer der beiden jedoch verhaftet und ausgewiesen. Sein Freund rät ihm, den Pass wegzuschmeißen, sich einen neuen ausstellen zu lassen und es noch einmal zu versuchen. Das klappt dann auch.

In dem zweiten Film – „Der Weg der Ziege“ (11. 11.) von Bartek Konopka – geht es ebenfalls um Arbeitslose, jedoch auf dem Land, bei Breslau, wo man sämtliche Kolchosen aufgelöst hat. Nun sitzen die ehemaligen Brigaden in ihren Pechhütten und warten. Da hatte die dortige Akademie für Landwirtschaft eine Idee: An Stelle von Sozialhilfe werden Ziegen an die bedürftigen Dorfbewohner verteilt. Im Film wird dieses Projekt am Beispiel von vier Ziegen/Familien als kleine Langzeitbeobachtung vorgestellt. Es ging nicht nur um die Versorgung der meist kinderreichen Familien mit Milch und Käse, sondern auch darum, „dass sie lernen, für die Tiere zu sorgen“ – und das klappte überraschenderweise hervorragend.

Der fast aus der Perspektive der vier Ziegen gedrehte Film zeigt, dass die Tiere sich bei ihren Familien immer wohler fühlten: Sobald diese sich in den Garten setzten, um zu reden und zu trinken, kamen die Ziegen an und legten sich dazu, und wenn die Kinder manchmal etwas roh und unbeholfen mit ihnen umgingen, nahmen sie ihnen das nicht groß übel. HELMUT HÖGE