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Knapp zwei Monate nach Filmstart hat es nun auch die Sektion Politische Psychologie im Berufsverband der Psychologen gemerkt: „Für ein verlogenes und manipulatives Propagandawerk“ hält sie „Der Untergang“. Oliver Hirschbiegels Film stand im Mittelpunkt vieler Beiträge des 23. Kongresses für Politische Psychologie, der am Wochenende in Wittenberg zu Ende ging. Der Film greife „auf medienpsychologische Funktionsweisen der Dekontextualisierung“ zurück und bediene damit „psychodynamische Abwehrmechanismen wie Abspaltung und Verleugnung“. Er stelle „Massenmörder bei prosozialen Handlungen“ dar und lösche deren „Zeit- und Lebensgeschichte aus, indem er nur Bruchstücke von Biographien zeigt, also die Vertuschungstechniken der Tätergeneration aufnimmt“. Durch „seine Scheinnähe zu den Tätern“ schwäche „Der Untergang“ das „Denken mit den Opfern“. Wenn einige Politiker empfehlen, den Film an Schulen als Unterrichtsmaterial einzusetzen, so sei dies „psychologisch verantwortungslos“.

Zu den Kongressteilnehmern zählten neben anderen der Hamburger Historiker Hannes Heer, der Frankfurter Psychoanalytiker Kurt Grünberg und der Wittenberger Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer.

Der wegen Kokainbesitzes verurteilte, schwer kranke Maler Jörg Immendorff (59) darf wieder lehren. Seine Suspendierung als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie sei aufgehoben worden, sagte die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin, Hannelore Kraft (SPD), am Mittwoch in Düsseldorf. Der Kunstprofessor war im August vom Düsseldorfer Landgericht in einem umstrittenen Prozess zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.