berichtigung
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Die Zeichen der Zeit sind längst globalisiert. Und daran ist nichts zu berichtigen. Darüber sollte man vielleicht eher berichten. Besonders, wenn man ganze vierzig Zeilen zur Verfügung hat und damit fast schon einen kleinen Artikel verfassen muss. Einen Artikel, für den man freilich gar keine Zeit hat, ihn zu schreiben. Also docken wir einfach an unseren gestrigen wie an unseren heutigen Aufmacher an und berichten, über „Graffiti, Humor, and the Citizens of Latin America“, wie ein echter Artikel in einem der documenta-Bände über die „Urban Imaginaries in Latin America“ heißt, der im Regal schlummert. Der Artikel ist etwas mühsam, weil sehr, sehr akademisch. Immerhin werden ein paar Beispiele aufgeführt. Das Graffito „When they start selling shit, the poor won’t have an ass“, das in Bogotá zu finden war, zeigt, wie restlos aufgeklärt die Bevölkerung über die Politik der Armutsbekämpfung ist. Und es zeigt eine Tendenz in neueren Graffiti, nämlich die Abkehr von politisch-revolutionären Parolen und Slogans hin zum Sarkasmus, zum politischen Witz. Die Graffiti, so der Autor Armando Silva, maskieren sich in letzter Zeit, und sie werden ambivalenter. Sie zeigen damit präzise die mentale Situation Lateinamerikas als Antwort auf eine Politik, die den sozialen Fortschritt nicht befördert, sondern zerstört.