Ständiger Vertreter

Bonner PLO-Diplomat begleitet Jassir Arafats Leichnam

Der in Meckenheim bei Bonn lebende Abdallah Frangi gehört zu den letzten, die Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat begleiten: Er sei mit der Überführung des Leichnams nach Ägypten betraut worden, sagte der Generaldelegierte Palästinas in Deutschland vor seinem Aufbruch in Paris dem Rundfunk. Das der 61-Jährige für diese Mission gewählt wurde, ist kein Wunder: Der in Israel geborene und in Gaza aufgewachsene Frangi gilt als zentrale Figur der PLO in Mitteleuropa und als langjähriger Vertrauter Arafats.

1963 nahm Frangi in Frankfurt am Main ein Medizinstudium auf und gründete die Konföderation der palästinensischen Studenten in der BRD und Österreich – zusammen mit Gesinnungsgenossen reiste er nach Algier, beteiligte sich später an PLO-Aktionen im besetzten Gaza-Streifen. Frangis Arbeitsschwerpunkt lag jedoch in Bonn und Wien.

1970 eröffnete in Bonn das erste PLO-Büro in Europa, 1974 nannte es sich „Informationsbüro Palästina“. Eine offizielle Anerkennung erfuhr die Arbeit der PLO und ihres treuen Deutschlandvertreters erst im Dezember 1993. Der mit einer Deutschen verheiratete Frangi durfte am 7. Dezember die palästinensische Flagge hissen. Seither fungiert die Vertretung auch als Konsulat. Der Grund: Nach der gegenseitigen Anerkennung von Israel und Palästina im September 1993 wurde Jassir Arafat als Staatsgast der Bundesrepublik in Bonn begrüßt – einer diplomatischen Vertretung des sich in Gründung befindenden Palästinenserstaates stand nun nichts mehr im Weg. Die Bundesrepublik war damit ein Vorreiter für die Europäische Gemeinschaft. In der Generaldelegation Palästinas an der Bonner August-Bier-Straße liegen nun bis Samstag Abend Kondolenzlisten für Trauernde aus.

Auch Frangi zeigte sich bestürzt von Arafats Tod. Den Palästinenserführer lernte er bereits im Alter von zwölf Jahren kennen: „Das ist eine schlimme Nachricht“, sagt er, und doch habe sich der Zustand Arafats stetig verschlechtert, es sei auch eine Art Erlösung. Ähnlich hoffnungsvoll versucht Frangi in die Zukunft zu blicken: Nach Arafats Tod könnte der Friedensprozess eine „neue Chance“ bekommen.

Nicht immer äußerte sich der Familienvater so gemäßigt: Den umstrittenen Besuch Jerusalems durch Israels Premier Ariel Sharon, vor vier Jahren ein Auslöser eine neuen Welle der Intifada geißelte Frangi mit einem unerhörten Vergleich: Der Besuch des Premiers auf dem Tempelberg sei genauso, als ob Nazis eine Synagoge mit einen Hakenkreuz besuchen würden. CSC