Opelgang macht schönes Wetter

Arbeitnehmervertreter hoffen, dass die Sparpläne von General Motors die Bochumer Belegschaft nicht so hart treffen, wie angekündigt. Im Landtag wird nach den Schuldigen für die Krise gefahndet

VON KLAUS JANSEN

Die größte Gefahr für die Beschäftigten des Bochumer Opelwerks ist nach Meinung der Betriebsräte gebannt. Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen seien vom Tisch, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel in einem Zeitungsinterview. Auch der Bochumer IG Metall-Chef Ludger Hinse geht davon aus, dass General Motors nicht am geplanten Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen am Standort festhalten wird. „Das werden weniger, mindestens in dreistelliger Höhe“, sagte Hinse der taz.

Genauere Ergebnisse der Verhandlungen mit der Konzernleitung in Rüsselsheim können allerdings weder der Betriebsrat noch der Gewerkschaftsvertreter nennen. Statt dessen wird gute Stimmung verbreitet: „Die Verhandlungen haben eine neue Qualität bekommen“, so Hinse. So könnten die Achsenfertigung und das Presswerk in Bochum gehalten werden, allerdings mit reduzierten Kapazitäten. Denkbar sei auch, dass sich Fremdfirmen am Bochumer Opel-Standort engagieren könnten. „Es müssen nicht unbedingt alle Beschäftigten Opel-Trikots tragen. Wichtig ist, dass sie überhaupt Trikots tragen“, findet Hinse. Die NRW-Landesregierung solle zwischen Opel und möglichen Investoren vermitteln.

Die frohe Botschaft der Arbeitnehmervertreter kommt jedoch nicht bei allen Opelanern an. „Das ist doch dummes Zeug“, ist aus dem Umfeld des ehemaligen Betriebsratschefs Peter Jaszczyk zu hören. Wahrscheinlich sei viel mehr, dass Opel kurz vor den Weihnachtsferien „die Katze aus dem Sack lassen und den Abbau von 4.000 Stellen verkünden“ werde. „Opel setzt darauf, dass die Arbeiter gedanklich schon in den Ferien sind und sich schnell beruhigen“, heißt es. Opel-Vertrauenskörper kritisieren zudem die Informationspolitik des Betriebsrats: „Über den Stand der Verhandlungen kommt nichts Konkretes, und wenn dann nur über die Presse.“ Gewerkschafter Ludger Hinse dementiert dies jedoch: „Es wird geredet, die Menschen werden informiert“, sagt er. Die Betriebsräte sind für die taz seit Ende des wilden Streiks vor drei Wochen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

In Sachen Optimismus versuchte sich gestern auch NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) während einer aktuellen Stunde des Landtags. „Wir sind überzeugt, dass die Verhandlungen helfen, Opel als Marke wieder gut zu positionieren“, sagte er. Das Land stehe als Moderator bereit und stehe in „täglichem Kontakt“ mit Betriebsrat und Management. Geld werde es aber nicht bereit stellen, bekräftigte Schartau. Verantwortlich für die Krise sei vor allem das Opel-Management.

Die Opposition warf hingegen der Landesregierung vor, durch verfehlte Standortpolitik die Krise begünstigt zu haben. So sei unter anderem die Opel-Querspange immer noch nicht gebaut worden. „Statt Betroffenheitstourismus zu machen, hätte die Landesregierung tun sollen, was sie tun konnte“, kritisierte der CDU-Abgeordnete Lothar Hegemann. Kreativ auch der Erklärungsversuch der Bochumer FDP-Abgeordneten Ute Dreckmann: General Motors habe das Interesse am Standort Bochum auch deshalb verloren, weil in Bochum Zufahrtsstraßen zugunsten von Radwegen zurück gebaut worden seien. „Eine Auto-Stadt stelle ich mir anders vor“, befand sie.