Streichliste zerrissen

Unis in Kiel und Hamburg wehren sich gegen Fächeraufteilung. Lieber tauschen sie Studierende aus

Hamburg taz ■ Die Universitäten von Kiel und Hamburg machen die ihnen staatlich verordnete Fächeraufteilung nicht mit. Das erklärten die Chefs der beiden Unis, der Hamburger Jürgen Lüthje und Jörn Eckert aus Kiel, gestern in der Hansestadt. „Schwerpunkte sind okay“, sagte Eckert, „aber kein Fach darf komplett eingestellt werden.“ Zugleich kündigten er und Lüthje an, die Zusammenarbeit ihrer Unis stark auszubauen. So sollen deren Studierende künftig Scheine und Prüfungen im jeweils anderen Haus machen dürfen.

Hamburgs CDU-Senat und Rot-Grün in Kiel hatten kürzlich die Aufteilung von Studiengängen beschlossen. Hamburg soll Skandinavistik, Vor- und Frühgeschichte und das Pfarramtsstudium aufgeben. Diese Angebote soll es nur noch an der Christian-Albrechts-Uni in Kiel geben. Dort stehen Slawistik und Archäologie auf der Streichliste. Ein Irrweg, meinen die Unis. So könne nicht wie gewünscht die Vor- und Frühgeschichte in Kiel gestärkt werden, wenn zugleich Archäologie wegfalle. Eckert: „Für eine sinnvolle Vor- und Frühgeschichte brauchen wir die.“

Statt die Fächer zu streichen, wollen die Hochschulen deren Inhalte abstimmen und „Kernangebote“ gegenüber „Schwerpunktorten“ bilden. „Wir versuchen, alle Stellen wieder zu besetzen“, versicherte Eckert. Als Beispiel für ihre Kooperation nannten die Uni-Chefs Nordistik, die sie schwerpunktmäßig in Kiel sehen. Die dortige Literaturkompetenz plant Hamburgs Uni mit einer Art „Scandinavian studies“ zu ergänzen, die Sprache, Landeskunde und Geschichte vermitteln. „Kooperieren kann man nur, wenn man auf dem gleichen Feld spielt“, so Lüthje.

Ihre Pläne wollen er und Kollege Eckert jetzt bei einem Treffen mit den Länderressortchefs vertreten. Für Lüthje gilt es dort, auch den Pfarramtsstudiengang zu verteidigen, dessen Aus den gesamten Fachbereich Evangelische Theologie bedroht. Die Uni-Chefs betonten, die Theologie „an beiden Standorten gleich stark vertreten“ zu sehen. „Der Senat hat signalisiert“, so Lüthje, „dass er offen für Gespräche ist.“

Schon zum Jahresende streben die Hochschulen einen Kooperationsvertrag an. Darin wollen sie den freiwilligen Dozentenaustausch vereinbaren. Zugleich soll frühestens ab Sommer 2005 den Studierenden der gleichberechtigte Besuch der jeweils anderen Uni formlos ermöglicht werden. Damit würden alle Studien- und Prüfungsleistungen in allen Fächern gegenseitig angerechnet, versprachen die Uni-Chefs. EVA WEIKERT