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Langatmig, verstiegen, brillant: Das Lichthof-Theater präsentiert fünf geschickt gemixte Minigolf-Geschichten

Jeder hat schon mal Minigolf gespielt, jeder verknüpft damit ganz persönliche Erinnerungen. Langweilige Sonntagnachmittage, Machtkämpfe zwischen Vater und Sohn oder Wutanfälle, weil der Miniball schon wieder nicht ins Miniloch, sondern irgendwo in die weite Welt fliegen will.

Auch bei der Produktion „Minigolf“ des Lichthof-Theaters, zusammengesetzt aus fünf 20-minütigen Stücken junger Autoren und Regisseure, erzählen Menschen von ihren Minigolf-Erfahrungen. O-Töne aus dem Off, stinknormale Statements über ein stinknormales Unterhaltungsspiel, das auch so manche Leidenschaft herauskitzeln kann.

Denn was im Lichthof zwischen acht originalgroßen Bahnen, ein paar Ruhebänken und einem Kiosk passiert, ist nicht immer ganz alltäglich. Da schwadroniert ein Mann über die Welt im Zeichen des Minigolfs („Am Anfang war der Minigolf“), da schwingen mehr als 20 Schauspieler synchron den Minigolfschläger zu Walzerklängen, da stiert der am Kiosk Astra trinkende Kalle kleinen Jungs auf den Hintern.

Minigolf als Mikrokosmos: Von der Einsamkeit eines jungen Mädchens über die Hyperaktivität eines kleinen Jungen oder die wieder aufbrechenden Machtstrukturen einer Familie – alles kann auf dem Minigolfplatz kulminieren. Dabei sind die geschickt verwobenen Stücke nicht alle gleichermaßen geglückt. Ihre Bandbreite reicht von langatmig bis knackig-prägnant, von intellektuell verstiegen bis volksnah-authentisch. Und trotzdem ergeben die fünf kleinen Bälle ein rundes Ganzes: Marcel Weinand vom Lichthof verknüpft als künstlerischer Leiter geschickt die Erzählebenen, indem er sie mal parallel laufen lässt und dann wieder zusammenfügt.

Von Weinand stammt auch die Idee, im Vorfeld der Inszenierung einen Autorenwettbewerb auszurufen – mit einigen Vorgaben: Deutschland, Sommer, Sonntagnachmittag auf dem Minigolfplatz mit Kiosk und Platzwart. Und so entfalten sich auf der Bühne kleine und große Dramen, überwacht von der stets präsenten Kiosktante. Bei AnnKathrin Wetts Stück heißt sie Frau Huber und knallt Kalle ein Astra nach dem anderen auf die Theke. Und wenn sie ins Mikro brüllt: „Runter von den Bahnen“, weiß man als Zuschauer zwar nicht so genau, zu welchem Stück das nun eigentlich gehört, denkt aber: Respekt, gut eingelocht! Karin Liebe

nächste Vorstellungen: 12., 13.+ 14.11., 20.15 Uhr, Lichthof-Theater am Alten Gaswerk, Mendelssohnstraße 15