Babylon, Stazione Termini

Kulturverwaltung streicht dem Träger des Filmkunsthauses Babylon die Zuschüsse und sucht einen neuen Betreiber. Der bisherige Träger vermutet, dass das kommunale Kino abgewickelt werden soll

von Oliver Marquart

Heißt es für das Filmkunsthaus Babylon bald „Apocalypse Now“? Die Kulturverwaltung des Senats teilte dem „Filmkunsthaus Babylon e. V.“ am Mittwoch mit, dass der jährlichen Zuschuss in Höhe von 320.000 Euro ab 1. Januar 2005 nicht mehr an den Verein gehen wird. Das kommunale Programmkino soll nach Aussage der Kulturverwaltung zwar mitsamt seiner cineastischen Tradition erhalten bleiben – allerdings mit einem neuem Betreiber. Der soll den Betrieb gewährleisten, ohne über den Zuschuss hinausgehende Förderungen. Dem Verein „Filmkunsthaus Babylon“ ist dies nicht gelungen.

In den Jahren 2003 und 2004 habe der Verein insgesamt 109.000 Euro über die normale Zuschusshöhe hinaus erhalten, um angefallene Defizite auszugleichen, begründet Torsten Wöhlert, Sprecher von Kultursenator Thomas Flierl (PDS), die Entscheidung. Seit Mai 2004 hätten sich zusätzlich Mietrückstände von 78.000 Euro angestaut. Das sei dem Senat erst im September mitgeteilt worden.

Das Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte war erst 2001 nach einer aufwändigen, denkmalgerechten Sanierung wieder eröffnet worden. Zuvor war der Ende der 20er Jahre von Hans Poelzig entworfene Saal wegen eines Risses in der Decke acht Jahre lang geschlossen.

Das Kino mit nun insgesamt 520 Plätzen sei für ein nicht kommerzielles Konzept zu groß, sagt Wöhlert. Das Programm des Betreibervereins lobte er als „engagiert und verdienstsvoll“. Daran müsse auch ein künftiger Betreiber auf alle Fälle festhalten. Eine Kommerzialisierung käme einer Wettbewerbsverzerrung gleich. „Privat betriebene Kinos würden aufschreien, wenn kommunal geförderte Häuser ihnen Konkurrenz machen wollten.“ Denkbar sei aber, das Haus als Veranstaltungsort zu nutzen und somit eine „zweite Schiene“ neben dem cineastischen Programm zu eröffnen. Die bisherigen Betreiber hätten dies zwar versucht, der gewünschte Erfolg habe sich aber nicht eingestellt.

Janko Jochimsen, Vorstandsmitglied des Betreibervereins, ist dagegen überzeugt davon, dass Kultursenator Flierl letztlich das Filmkunsthaus dicht machen will. „Es wird sich kein Betreiber finden, der es mit diesem Budget hinkriegt.“ Zwar sei das Babylon in der Tat relativ groß, dies sei jedoch ein unverzichtbarer Teil des Konzepts. „Viele Filme, gerade ältere, sind für große Säle gemacht worden. Die Besonderheit des Babylon ist gerade, dass die alten Kinostrukturen hier noch erhalten sind.“ Auch schlechtes Management will sich Jochimsen nicht vorwerfen lassen. Allein für die sehr hohe Miete müssten 90 Prozent des Landeszuschusses verwendet werden. Zudem seien die Filmmieten gestiegen. „Kommunales Kino kostet eben was“, so sein Fazit. An dem Interessenbekundungsverfahren will sich Jochimsens Verein nicht beteiligen. Man wolle vielmehr versuchen, die Senatsverwaltung umzustimmen. Gelinge dies nicht, drohe dem Verein die Insolvenz.