Globale Gans dringend gesucht

BERLIN taz ■ Unruhig tigerte gestern taz-Kommentator Christian Semler durch die Redaktion. Er habe solch einen Jieper auf Gans, ja, sein Appetit sei von solcher Größe, dass es ihm kaum möglich sei, die Weltlage einzuschätzen. Heute müsse man auf seinen Kommentar wohl verzichten. Dabei, hob der Essayist mit leuchtenden Augen an, müsse doch in diesen Tagen Sankt Martin sein, da gebe es doch traditionell Martinsgänse, die seiner Erfahrung nach zu diesem Datum besonders vorzüglich seien. Wann denn nun dieser vermaledeite Martinstag sei, erkundigte sich Semler immer unruhiger werdend. Die des christlichen Kalenders ganz entwöhnte Belegschaft der taz konnte dem hungrigen Leitartikler allerdings nicht weiterhelfen, mal wurde der 6., mal der 13. November als Termin vorgeschlagen. Um Semlers Wissensdurst schließlich zu stillen, musste Sankt Martin sogar gegoogelt werden. Resultat: Am 11. November, also heute bzw. gestern, ist bzw. war der Gänsetag. Nun hoch erfreut beglückwünschte Semler die Wissenszuträger und sich selbst, um gleich wieder besorgt in die Runde zu schauen: Woher solle er aber nun auf die Schnelle eine Gans nehmen? Er müsse, wurde dem glücklichen Semler beschieden, heute einmal nicht die Weltpolitik sortieren, sondern schleunigst eine Gaststätte aufsuchen, um einer alten Devise zu folgen: „Global denken, lokal essen.“