Etwas fürs Sicherheitsgefühl

Gegen Fahrraddiebstahl setzt die Bremer Polizei auf registrieren statt codieren – weil’s schneller geht

Mit einem neuen Verfahren will die Polizei den Fahrraddiebstahl eindämmen. Statt, wie bislang üblich, die Fahrräder mit einem geprägten Buchstaben-Zahlen-Code identifizierbar zu machen, soll das künftig durch Aufkleber mit fortlaufender Nummer und den Stadtinitialen HB geschehen.

Zugleich erfolgt eine Registrierung vergleichbar der Anmeldung eines Autos: Bei der werden die Eckdaten des Fahrzeugs sowie Name und Anschrift des Eigentümers erfasst, und in einer Datenbank mit der Sticker-Nummer verbunden. „Die Oldenburger Polizei hat sehr gute Erfahrungen damit gemacht“, so der Leiter der Ermittlungsgruppe Fahrrad, Werner Klein.

Die besteht aus vier Beamten, wird aber in der Hochsaison aufgestockt – und grundsätzlich wird Klein zufolge Fahrradklau mehr und mehr als Querschnittsaufgabe wahrgenommen: „Jeder Streifenpolizist kontrolliert mittlerweile auch Fahrräder.“ Das hat Gründe: Das Delikt macht satte 10 Prozent der Bremer Gesamtkriminalität aus, 7.000 Fälle wurden im vergangenen Jahr aktenkundig, die Dunkelziffer liegt hoch: Rund die Hälfte der Fahrraddiebstähle wird, einer Haushaltsbefragung zufolge, nicht angezeigt. Die Gründe dafür heißen: Das Rad war nicht versichert. Und: Eine Anzeige bringt ja eh nichts. Was nicht ganz von der Hand zu weisen ist: Die Aufklärungsquote liegt unter fünf Prozent. „Erbärmlich“, nennt die auch Klein.

Diese Zahlen aber betreffen das persönliche Sicherheitsempfinden: Weil gerade in Bremen – mit 1,89 Fahrrädern pro Haushalt hat die Stadt sogar eine höhere Ausstattungsquote als Münster – niemand ohne Velo leben mag. Weil viele Versicherer bei Fahrrad- weniger prompt und großzügig zahlen als beispielsweise beim Autoklau. Und weil der große Wurf des göttlichen Erfinders Pierre Michaux – oder von mir aus auch Lallement – uns einfach nur liebenswerte und tief mit den Radelnden verschmelzende Industriegegenstände beschert hat.

Die Erfassung und Markierung der Räder hilft nachweislich: „Codierte Räder werden nicht geklaut“, so Klein, der darauf hinweist, dass diese Methode vom Fahrradverband ADFC weiterhin angeboten wird. Von der neuen erhoffe man sich einen deutlichen Anstieg markierter Fahrräder. „Die werden euch die Bude einrennen“, habe ihm ein Oldenburger Kollege prophezeit, so Klein. Tatsächlich ist die Hemmschwelle gesunken: Während Codierungen relativ zeitaufwändig sind und nur mit einem eigenen Prägegerät bei Sonderaktionen etwa im Rahmen von Straßenfesten durchgeführt werden konnten, lässt sich die Registrierung laut Klein „an jeder Polizeidienststelle erledigen“, sie erfolgt kostenlos und das entsprechende Formular lässt sich von polizei.bremen.de downloaden, und nicht jeder ist erpicht darauf, eine Nummer in seinen Carbonrahmen geätzt zu bekommen. Neben dem Präventionseffekt soll auch die Aufklärungsquote verbessert werden, weil ja bei der Registrierung deutlich mehr Daten erfasst werden.

Eine Einschätzung, die der ADFC nicht teilt: „Das polizeiliche Interesse ist nachvollziehbar“, so deren Sicherheitsexperte André Glaeser, „aber wir halten das Registrierungsmodell für nicht so praxistauglich“. Denn während bei der herkömmlichen EIN-Codierung bereits ohne technische Hilfsmittel eine genaue Zuordnung eines verdächtigen Rades möglich ist, seien die Kontrolleure bei der Bremer Lösung darauf angewiesen Zugriff auf die neue Datenbank zu haben. Statt das bundeseinheitliche, von der Innenministerkonferenz 1997 abgesegnete Modell praktikabler zu machen, werde nun „auf Insellösungen einzelner Polizeibehörden gesetzt“ – aus ADFC-Sicht eine falsche Entwicklung. BES