Ein neuer Bankenriese entsteht

Heute übernimmt die spanische Bank Santander die britische Abbey National

HAMBURG taz ■ Zwischen Madrid und London entsteht eine der zehn größten Bankgesellschaften der Welt. Die spanische Großbank Santander übernimmt heute für umgerechnet 12,5 Milliarden Euro den britischen Hypothekenbank-Riesen Abbey National.

Die freundliche Übernahme ist zugleich die größte grenzüberschreitende Bankenfusion in Europa aller Zeiten. Noch in den Achtzigerjahren hatte sich die Finanzwirtschaft mit losen internationalen Kooperationen begnügt, erst in Vorbereitung auf den Start des EU-Binnenmarktes 1993 kauften viele Banken über Ländergrenzen hinweg groß ein. Trotzdem gibt es bislang nur wenige vergleichbare Vorgänge: die Deutsche Bank hat sich kleinere Kreditinstitute in Italien und Spanien einverleibt, die niederländische ING übernahm die belgische BBL und die Hypo-Vereinsbank im Jahr 2000 die Bank Austria. In Frankfurt gehört die früher gemeinwirtschaftliche BfG-Bank heute dem schwedischen Finanzkonzern SEB der legendären Familie Wallenberg.

Die britisch-spanische Ehe ist jedoch die erste Elefantenhochzeit zwischen zwei Ländern. Wie üblich stimmte die EU-Kommission zu, da der „weitgehend national strukturierte Bankensektor zersplittert ist“. Inzwischen haben vor allem spanische, britische und schweizerische Geldgiganten ihre Kriegskassen gut gefüllt, und sie werden auch an der Börse wesentlich höher gehandelt als die bundesdeutsche Konkurrenz. Santander ist dort weit mehr wert als die Deutsche Bank.

Ein üppiger Aktienkurs gilt als beste Tauschwährung, so wird Banco Santander den Kaufpreis für Abbey vor allem mit eigenen Aktien bezahlen. Und die Spanier haben auch Interesse am deutschen Markt. Hier sind sie bereits mit einer Direktbank und dem führenden Auto- und Konsumfinanzier CC-Bank AG aktiv.

HERMANNUS PFEIFFER