zukunft der plo
: Alte Garde vor dem letzten Gefecht

Palästinas neue Machthaber sind die alten. Das ist weder erstaunlich noch verwerflich. Den Zusammenhalt des zertrümmerten Autonomiegebildes können ja weder die islamistische Hamas noch die radikalen Al-Aksa-Brigaden garantieren. Dazu bedarf es politischen Geschicks. Und das hat die überalterte PLO-Garde bei der Bewältigung der Führungskrise durchaus gezeigt.

KOMMENTAR VON GEORG BALTISSEN

Es war ja auch nicht ganz einfach, einen angemessenen Bestattungsort für den historischen Führer des eigenen Volkes zu finden. Und noch einen zweiten Ort, an dem die Welt, die arabische zumal, angemessen Abschied nehmen kann von einem Politiker, der ihre jüngste Geschichte so dominiert hat wie zuvor nur der legendäre Ägypter Gamal Abdel Nasser. Wie schon zu Lebzeiten Arafats, haben auch nach seinem Tode alle möglichen nahöstlichen Akteure ihre Hände im Spiel gehabt. Die arabischen Staaten, Israel, die USA und die Europäer: Sie alle mussten konsultiert und um ihr Plazet für das Arrangement Kairo-Ramallah gebeten werden.

Auch ein zweites Arrangement steht, das innerpalästinensische. Die Reihe hinter Arafat wird die Macht übernehmen und behaupten. Die Ernennung von Mahmud Abbas zum PLO-Chef ist hierfür wegweisend. Und das Nahostquartett aus USA, EU, UNO und Russland wird alles dafür tun, diese vermeintlich gemäßigte Führung in einen neuen Verhandlungsprozess mit Israel einzubinden. Doch weniger als ein Palästina in den Grenzen von 1967 kann selbst diese Führung nicht akzeptieren, will sie nicht von der eigenen Basis und der radikalen Opposition von der Macht geputscht werden.

Nicht nur wegen der geringen Erfolgsaussichten in einem möglichen Verhandlungsprozess ist der Status der alten PLO-Garde höchst labil. Zu sehr haftet ihr der Vorwurf fehlenden Charismas, massiver Korruption und Ineffizienz an. Eine Chance hat sie nur, wenn sie sich von Anfang an als Übergangsregierung versteht, deren Legitimität sich darauf beschränkt, die Lebensverhältnisse der Palästinenser zu verbessern, demokratische Wahlen und eine Grunderneuerung der PLO herbeizuführen. Erst dann könnte eine verjüngte, nicht korrumpierte PLO unter neuer Führung die nationalen Bestrebungen der Palästinenser zum Erfolg führen.

Bis dahin dürften die Bushs, Scharons oder Netanjahus keine Rolle mehr spielen. Fatah-Chef Marwan Barghouti wäre ein freier Mann. Und Jassir Arafat eine Legende.