WÄHLEN MIT 16
: Etwas muss sich ändern

Zu den empirischen Gesetzmäßigkeiten gehört, dass im Alter die Selbstbezüglichkeit steigt und der Sinn fürs Bewahren des Gewesenen. Daraus – und aus der demographischen Entwicklung hierzulande – speist sich der Albtraum einer Rentnerrepublik. Umgekehrt ist in der Jugend seit je der Wille zur Veränderung verankert. Und den gilt es heute so gut wie möglich in die Politik zu integrieren. Etwa mit der jetzt in Kiel debattierten Senkung des Wahlalters.

KOMMENTAR VON MAXIMILIAN PROBST

Natürlich wird jetzt die übliche Befürchtung laut: Können 16-Jährige überhaupt absehen, was sie politisch mitentscheiden? Die Frage zielt auf ein altes Problem: auf die Verführbarkeit der Jugend und die historische Tatsache, dass sie sich oft genug vor den falschen Karren hat spannen lassen.

Als das Wahlrecht im Grundgesetz verankert wurde, musste man sich diese Befürchtung aber in sehr viel grelleren Farben ausmalen als heute. Da stand gerade eine Jugend auf der Matte, die dem Schoß des Totalitarismus entwachsen war, und der demografisch ein beachtliches Gewicht zukam.

Heute sind die Schreckensszenarien andere, Klimakatastrophen etwa. Um sie abzuwenden, muss sich vieles ändern und zwar pronto. Hole man also die Jugend an Bord. Denn Zögerlichkeit – das ist das einzige, was ihr noch niemand vorgeworfen hat.