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: Köln – ein Krimi für alle

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Ruft mich der taz-Köln-Chef an und erinnert an die Abgabe der Kolumne für heute. Und da gäbe es doch wieder einiges in Köln... Gut gebrüllt! Blömer? Neue Altparteien-Koalitze CDU mit SPD? Köln noch einmal und schon wieder als Lachnummer? Oder schon wieder Korruption und Karneval? Neue Pointen?

Alles zu oft gewesen. Aber genau in dieser Wiederholung des dauernden Klüngel-Kalauers liegt der Kölner Trick: Schweinereien nicht dementieren, sondern dadurch in die Qualität von Kotz und Würg bringen, indem man sie immer wieder nochmal auftischt, von immer denselben Sackgesichtern von Servierern. Und wenn bei evidenten Fällen von Betrug und Korruption auch Staatsanwalt und Richter nicht weiter kommen, wird langsam klar, wieso das hillige Kölle sich als nördlichste Stadt Italiens rühmt. Es gilt auch hier das Gesetz der Omertà, des Schweigens. Und wer sich nicht freiwillig fügt, wird mit Unterlassungserklärungen und einstweiligen Verfügungen gefügig gemacht.

Köln stellt also eine Illusion dar, die teilweise nur noch mit den Krücken reicher Mandanten und gewiefter Anwälte auf den Beinen gehalten wird. Nehmen wir mal den letzten Skandal der Bespitzelung des Richters aus dem Müllprozess – soviel Mafia war auch dem abgebrühtesten Köln-Kenner bislang nicht denkbar. Zwei pensionierte Kriminaler erforschen den Richter ab dem Zeitpunkt, als er die Räume des ehemaligen Oberstadtdirektors durchsuchen ließ, fallen dabei plump auf, werden selbst durchsucht, wobei herauskommt, dass sie das Dossier ihrer Spitzelergebnisse an eine Groß-Detektei gemailt haben, deren Schwerpunkt in der Aufdeckung von Korruption liegt und die mehrheitlich im Besitz des Konsortiums ist, in dem der ehemalige Oberstadtdirektor eine Vorstandsfunktion ausübt, der aber seinerseits verkünden lässt, dass er damit nichts zu tun habe, wie auch die Firma dementiert, einen solchen Auftrag erteilt zu haben, worauf die Staatsanwaltschaft Köln, weil strafrechtlich da nix herauskommt, sich in die innere Resignation begibt. Dä!

Aber wo sich Wirklichkeit der Wahrnehmung entzieht, werden wir aufs Fiktive verwiesen. Und ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett. Fragen für Winterabende, und Köln könnte spannend werden. Wenn X Schnüffler mit einer Bespitzelung beauftragt, diese ihr Ergebnis an Y mailen – in welchem Zusammenhang stehen dann X und Y? Und warum wurde der Richter überhaupt im zeitlichen Zusammenhang mit der Durchsuchung von R bespitzelt? Warum dieses heftige Mittel? Findet sich das Motiv in den Akten, die bei der Durchsuchung vorübergehend ausgeliehen und durchforscht wurden? Steht R unter Schutz? Aber wer müsste ihn weshalb behüten? Oder sich selbst? Fortsetzung folgt, und sachdienliche Spekulationen werden gerne an jedem Stammtisch entgegengenommen.