Leckereien fürs Auge

Die „Couques“ aus dem belgischen Dinant sind eigentlich eine Art Honigkuchen. Doch schmückt mancher damit dauerhaft das eigene Heim. Man kann sie natürlich auch essen – aber schön langsam

von Alexander Diehl

Vor ein paar Jahren, erzählt Regina Meinecke, seien kleine gläserne Vögel zu Weihnachten der Renner gewesen in ihrem Laden im Altonaer Museum. Manche Besucher hätten stundenlang das dort aufgestellte Nadelgehölz umrundet, bis es dann zu einer Entscheidung kam – immerhin hätte ein Angebot von mehreren hundert Variationen der schmückenden Tiere zur Auswahl gestanden. „Am Ende waren alle weg.“

In diesem Jahr widmet sich der Laden, in dem ansonsten regelmäßig großen wie kleinen Freunden von Blech- und anderem Spielzeug die Augen übergehen, wiederum der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit. In der Sonderausstellungsfläche des Museums ist in diesen Tagen „Weihnachten in Europa“ zu erleben. Derweil wird im „Himmlischen Laden“ traditionellen Leckereien aus verschiedenen Regionen Europas nachgespürt.

Neben Bekanntem wie den Hamburger Braunen Kuchen, Aachener Printen, erzgebirgischem Stollen, Baumkuchen aus der Lausitz oder Karlsbader Oblaten finden sich da auch weniger populäre Süßigkeiten. Besonders stolz ist Regina Meinecke auf eine Entdeckung aus Belgien, genauer gesagt dem Städtchen Dinant an der Maaß.

Angeblich zurückzuführen auf die „Placenta“, ein im alten Rom beliebtes Gebäck aus Roggenmehl, Honig, Öl und Schafskäse, wurden die „Couques de Dinant“ früher aus Dinkel hergestellt, heute aus Weizenmehl, Honig und Zucker. Bei sehr hoher Temperatur gebacken, karamellisiert der Honig, und beim Abkühlen wird das ganze Gebäckstück geradezu steinhart.

Was sein Gutes hat: Die „Couques“ lassen sich besser als verwandte Pfeffer- oder andere Kuchen in traditionellen Modeln formen. Heute bietet eine überschaubare Zahl von Herstellern mehr als 200 Motive an: Religiöses, Tiere, Pflanzen, immer wieder historische Ansichten Dinants – aber auch Kurioses wie etwa einen 25-Zentimeter-VW-Käfer. Manche dieser „Couques“ wiegen gerade mal 60 Gramm, andere ein gutes Kilo, und über die Auswahl neuer Motive, sagt Meinecke, entscheiden heute nordamerikanische Großhändler: In den USA sowie in Großbritannien erfreuen sich die robusten Süßwaren wachsender Beliebtheit, und die wallonischen Bäcker nehmen sich der Nachfrage offenbar gerne an.

Ihre Bäcker empfehlen, „Couques de Dinant“ in kleine Stücke zu zerbrechen und dann zu lutschen „wie ein Karamellbonbon“. Werden sie licht- und luftdicht verpackt, halten sie sich mehrere Monate. Weil sie aber durch ihre Konsistenz auch detaillierteste Vorlagen plastisch bewahren können, sind sie nicht zuletzt ein beliebtes Dekorationsobjekt – auch, aber nicht nur zu Weihnachten. Dazu raten wiederum ihre Hersteller, die ausgepackte „Couque“ mit transparentem Holzlack zu bestreichen – dann halte die Freude Jahre lang.

Sonderausstellung „Weihnachten in Europa“: bis 9. Januar, Di bis So 11 bis 18 Uhr; Kunsthandwerkermessen mit wechselndem Programm: 13./14. November bis 18./19. Dezember, jeweils am Wochenende, 11 bis 18 Uhr, Altonaer Museum, Museumstraße 23