Internetstadtführer im Kinderrollstuhl

Behindertenorganisationen wollen Daten über Gebäude sammeln. Das Ziel: eine „barrierefreie Kulturhauptstadt“

Einen Bremer Internet-Stadtführer für körperbehinderte Menschen stellten jetzt die Landesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte und der Verein SelbstBestimmt Leben vor. Von zu Hause aus soll sich so klären lassen, welche Gebäude und Einrichtungen für Menschen mit Handicap zugänglich sind. Spätestens 2010, wenn Bremen eventuell Kulturhauptstadt Europas ist, müsse auch für diesen Personenkreis der Zugang zu allen kulturellen und anderen öffentlichen Einrichtungen gewährleistet sein, fordern die Organisationen.

Grundlage des Internet-Angebots ist ein umfangreiches Messprogramm: Wie breit sind Türen und Durchgänge, wie viele Stufen gilt es zu überwinden, sind Fahrstühle, Rampen und behindertengerechte Toiletten vorhanden? All das, so die Idee, soll in einer Datenbank verzeichnet werden, die dann von jedem Internetzugang aus abgefragt werden kann. Der Vorteil: Statt einer pauschalen Kategorisierung in „rollstuhlgerecht“ oder nicht kann jede/r NutzerIn ein Profil mit persönlichen Anforderungen erstellen - und bekommt dann angezeigt, ob er in das Gebäude kommt - oder eben nicht.

Für das Projekt mussten die beiden Vereine kein neues Internet-Portal entwickeln. Am so genannten you-too-net (www.you-too.net), das bereits Ende der 90er entstand, beteiligen sich bisher zehn europäische Länder, aus Deutschland sind 16 Städte dabei. Das Angebot der Bremer Seite ist noch etwas dürftig: 50.000 Euro wären nötig, um alle gewünschten Einrichtungen zu erfassen, haben die Organisationen ausgerechnet, mehrere hundert Euro pro Gebäude - Geld, das bisher kaum jemand zahlen will. Allein die Bremische Evangelische Kirche investierte 8.000 Euro für die Erfassung von 40 Kirchen und anderen Einrichtungen. 15 davon haben die Organisationen bereits vermessen, für zehn davon stehen die Ergebnisse bereits im Netz. Das Modellprojekt soll bis Ende Januar abgeschlossen sein. Womit zumindest der erste Schritt zur „barrierefreien Kulturhauptstadt“ getan ist. US www.you-too.net