Mit Sprachen in die weite Welt

Wer „sehr gute Fremdsprachenkenntnisse“ aufweisen kann, hat gute Chancen, bei internationalen Organisationen einen Job zu kriegen. Doch viele wissen nicht, wo sie sich hinwenden können. Auch an Vorbereitung auf die Prüfungen fehlt es manchen

VON VOLKER ENGELS

Jobs für Akademiker gibt es nicht alleine in der Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung oder an den Hochschulen: Auch internationale oder europäische Organisation suchen gut ausgebildete Bewerber. Eine wesentliche Voraussetzung in allen internationalen Organisationen: sehr gute Fremdsprachenkenntnisse.

Um die europäischer Institutionen mit qualifiziertem Personal zu versorgen, wurde im Jahr 2002 das Europäische Amt für Personalauswahl (EPSO) gegründet. Zentrale Aufgabe der Behörde mit Sitz in Brüssel ist es, „allgemeine Auswahlverfahren durchzuführen, um hoch qualifizierte Mitarbeiter für die einzelnen Institutionen der Europäischen Union auszuwählen“, heißt es in einer Selbstdarstellung des europäischen Personalamts. Europäische Institutionen, die mit Personal versorgt werden müssen, gibt es reichlich.

Erst Auswahl, dann Ausschreibungen

Hochschulabsolventen oder Abiturienten mit Berufserfahrung müssen sich in der Regel einem „Concours“ unterziehen, wenn sie in der europäischen Verwaltung andocken wollen. In diesem mehrstufigen Auswahlverfahren aus Multiple-Choice-Tests, schriftlichen Prüfungen und einem mündlichen Test werden unter anderem Fragen zum Fachgebiet des Bewerbers gestellt sowie Fremdsprachenkenntnisse abgefragt. Gelingt es dem Bewerber, in den einzelnen Prüfungsphasen besser als die Konkurrenz abzuschließen, gelangt er auf eine Eignungs- und Reserveliste. Diese berechtigt den angehenden europäischen Beamten, sich auf interne Ausschreibungen der EU zu bewerben.

Das Auswärtige Amt unterstützt Interessierte, die sich bei internationalen Organisationen bewerben wollen. Ziel dieser Unterstützung: „Wir wollen den Anteil der Deutschen, die in internationalen Organisationen arbeiten, erhöhen oder stabilisieren“, sagt Andrea Berdesinski vom Auswärtigen Amt (AA). UNO-Mitarbeiter, die gut vernetzt seien und das deutsche Umfeld gut kennen, könnten „deutschen Anliegen ein stärkeres Gewicht geben“, so die Sprecherin. Besonders innerhalb der Vereinten Nationen sei der Prozentsatz der deutschen Mitarbeiter im Verhältnis zu den bezahlten Beiträgen relativ gering. „Innerhalb der europäischen Institutionen sieht das aber besser aus“, so Andrea Berdesinski.

Das Auswärtige Amt bietet im Internet einen umfangreichen Informationsservice an: In einem Stellenpool, der jedermann zugänglich ist und regelmäßig aktualisiert wird, sind Stellen aufgelistet, die weltweit im internationalen Bereich zu besetzen sind. Darüber hinaus können sich Interessierte in einem Personalpool mit ihrem Profil eintragen.

Bewerber, die sich auf eine internationale Ausschreibung bei der UNO oder der Europäischen Kommission vorbereiten wollen, können dies in Vorbereitungsseminaren des Auswärtigen Amtes tun. „Der Anteil der erfolgreichen Bewerber hat sich verdoppelt, seit wir Vorbereitungsseminare auf die europäischen Concours anbieten“, rechnet die Außenamtsmitarbeiterin vor. Denn anders als etwa französische Bewerber, die es gewohnt seien „in Wettbewerben um einen Platz an den Eliteunis gegeneinander anzutreten“, seien viele deutsche Bewerber damit noch recht unerfahren. In den Vorbereitungsseminaren, gehe es aber nicht alleine darum, „Inhalte zu vermitteln, sondern darum, das Bewerbungsverfahren zu erklären“.

Die Deutschen sind in der UNO unterrepräsentiert

Ein Weg für Führungskräfte bis zu einem Alter von 32 Jahren, als Nachwuchssterne am Firmament des UNO-Sekretariats zu glänzen, ist das so genannte National Competitive Recruitment Exam (NCRE). Jedes Jahr führt das Sekretariat der Vereinten Nationen einen Auswahlwettbewerb für Hochschulabsolventen durch, um junge Fachkräfte für verschiedene Arbeitsbereiche einzustellen. „An den aktuellen Wettbewerben, zu denen unter anderem die Bereiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Sozialwesen gehören, dürfen auch Deutsche teilnehmen, weil sie im Sekretariat der Vereinten Nationen unterrepräsentiert sind“, sagt Arne Molfenter, Sprecher der UNO in Deutschland.

Das Verfahren: In zwei fünfstündigen schriftlichen Test, die in Bonn stattfinden, wird das Allgemeinwissen zu UNO-Themen und zum Fachgebiet abgefragt. Übersteht der Bewerber diese Test erfolgreich, kommt es zu einem mündlichen Interview. „Das findet dann in New York statt“, so der Sprecher. Exzellentes Englisch sei ein „Muss“, eine weitere Amtssprache wie zum Beispiel Russisch oder Arabisch „gern gesehen“, um nach überstandener Prüfung auf eine Reserveliste zu kommen. Als Vorbereitung auf das Auswahlverfahren empfiehlt Molfenter nicht nur Vorbereitungsseminare und „grundlegende“ Literatur zur UNO: „Deutsche Bewerber vergessen in den schriftlichen Prüfungen – die sich am angelsächsischen Essay orientieren – oft, eine eindeutige Position zu beziehen.“

Fundierte Tipps zur Jobsuche in internationalen Organisationen gibt das „Büro Führungskräfte zu internationalen Organisationen“ (BFIO), das auch mit dem Auswärtigen Amt zusammenarbeitet. Das BFIO berät Bewerber über Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten und unterstützt während der Bewerbungsphase durch Information und Beratung. Zudem gibt das BFIO ein Handbuch mit reichhaltigen Infos heraus, das im Internet heruntergeladen werden kann.

Weitere Informationen: www.arbeitsagentur.de (Suche: BFIO), www.auswaertiges-amt.de, http://europa.eu.int/epso/index_de.htm, http://jobs.un.org