Höllisch laute Drecksarbeit

Eine Band, die mehr ist als ein Job: Lemmy Kilmisters hält „Motörhead“, die heute im Docks spielen, für sein Leben

Lemmy Kilmister ist nicht totzukriegen. Seit 1975 steht er als Bassist und Sänger der englischen Band Motörhead vor. Dabei scheint er jedoch kaum älter geworden zu sein. Seine Musik hat ihn als das konserviert, was er schon immer war: ein Urgestein des Rock‘n‘Roll, das einst Jimi Hendrix die Gitarre getragen hat. Rock‘n‘Roll ist für Kilmister auch heute noch die höllisch laute Drecksarbeit, die man mit den bloßen Händen machen muss. Spaß macht das erst an der Hotelbar nach dem Konzert. Aber Motörhead ist Kilmisters Leben – und wird wahrscheinlich irgendwann auch auch sein Tod sein.

Immer wieder erscheint ein neues Album von Motörhead – das neueste heißt Hammered – , immer wieder sieht man Jungs mit Jeansjacken und diesem verwaschenen T-Shirt mit nur zwei Worten: „Motörhead England“. An die ganz großen Platten der Siebziger und Achtziger, an Overkill, Bomber und Ace of Spades reicht Hammered nicht heran. Doch wer wagt es zu mosern, steht Lemmy auf der Bühne?

Außerdem sind es sowieso nicht die Kompositionen, die Motörhead-Fans verrückt spielen lassen. Kilmister und seinen Mitstreitern geht es stattdessen um reine Rockenergie, die mit wenigen Noten auskommt. Motörhead spielen in ihren besten Momenten harten Rock‘n‘Roll. Laut, roh, superschnell und unberechenbar wie der raunzende Gesang des Nordengländers, dessen Stimmbänder aus gröbstem Schmirgelpapier zu sein scheinen – Horrorröhre gnadenlos.

Hier dauert ein Konzert noch zwei ganze Stunden. Es wird gegrölt, dass die Hallen beben, es wird gesoffen, was das Zeug hält. Dazu unmögliche Texte über blutgetränkte Schlachtfelder und schließlich das Diktum Lemmys, dass ein Gitarrenriff nie länger dauern sollte als das Öffnen einer Bierflasche. „Motörhead ist nicht etwa mein Job, sondern mein Leben“, erklärt Kilmister. Nach dem Konzert werden die T-Shirts vor Schweiss glänzen. Marc Peschke

heute, 21 Uhr, Docks