die anderen über das gipfeltreffen zwischen chirac und blair
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Die französische Zeitung L'Union schreibt nach dem britisch-französischen Gipfeltreffen zur Stimmung in der EU: Wird 2004 in der EU das Jahr des herzlichen Vertrauens sein, wie Jacques Chirac es sich bereits für die britisch-französischen Beziehungen erhofft? Das ist möglich, aber nicht sicher. Der französische Präsident und Tony Blair sind sich weder in der Irakfrage einig noch bezüglich der europäischen Verteidigungspolitik – und doch strengen sie sich an, um gute Freunde zu bleiben und um sich auf der Grundlage der Geschichte und gemeinsamer Werte der beiden Nationen wiederzufinden. Warum sollte dies in der EU nicht möglich sein – auch wenn die Niederlande und Österreich stur auf die Normen des Stabilitätspaktes fixiert sind und wenn die geplante EU-Verfassung die Nörgler mit den Zähnen knirschen lässt?

Die Financial Times aus London kommentiert: Eines Tages wird Großbritannien vielleicht (zwischen den USA und Europa) wählen müssen. Aber das wird von den Ereignissen in Washington und Europa gleichermaßen abhängen. Für eine überschaubare Zukunft macht es großen Sinn – auch für die EU als Ganzes –, dass London und Paris zusammenarbeiten, um die Kooperation bei der Verteidigung Europas voranzubringen. Das Grundprinzip ist dasselbe wie für die französisch-deutsche Allianz in einem weiteren EU-Kontext: Wenn Frankreich und Großbritannien ihre Differenzen hinsichtlich ihrer Haltung zu den USA überbrücken können, wird dies dem Rest Europas helfen, zusammenzurücken.

Die römische Tageszeitung La Repubblica meint dazu: Nach einem frostigen Jahr wegen des Irakkriegs beginnen Großbritannien und Frankreich Frieden zu schließen. London kündigt eine Serie von Initiativen an, um die Beziehungen zum Nachbarn auf der anderen Seite des Ärmelkanals zu stärken. Und es ist kein Zufall, dass dies nach der Woche geschieht, die der Unterstreichung des „besonderen Verhältnisses“ zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten gewidmet war. Die herzliche Atmosphäre signalisiert den Willen zur Wiederannäherung nach den Spannungen über den Irak.

Und die britische Times meint: Blair sollte nicht zu viel Energie darauf verwenden, die diplomatischen Beziehungen zu kitten. Er will Abmachungen, mit denen die politische Transparenz gestärkt und die Reformen gefördert werden. Chirac will eine EU, in der Technokraten dominieren und eine falsche Rivalität zu Washington im Vordergrund steht. Blair sollte höflich sein, aber nicht um Chiracs Zustimmung werben.