Ohne Pommes und Ketchup

Heute beginnt in Abu Dhabi die U 20-Fußball-WM. Die vermeintlichen Jung-Stars allerdings fehlen

BERLIN taz ■ „Endlich ist es so weit“, frohlockt der Direktor von Herrschers Gnaden, Mubarak Saleh al-Harthy. Al-Harthy ist Direktor des Zayed Sports City Stadium in Abu Dhabi, welches nach dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheik Zayed Bin Sultan al-Nahayan, benannt ist. Heute Abend präsentiert al-Harthy sein für 327 Millionen Dollar aufgemotztes Gigantum endlich der Weltöffentlichkeit. Es steigt die Eröffnungsfeier und das Eröffnungsspiel der 14. Fußball-WM der U 20-Junioren zwischen der Auswahl der Gastgeber und der Slowakei. Unter den 60.000 Zuschauern wird dann auch der Präsident in einem seiner im Januar noch flugs für 5,5 Millionen Dollar mit Gold umsäumten Sitze der königlichen Box dem Schauspiel beiwohnen. Endlich also, nachdem die Fifa angesichts des drohenden Irakkrieges das für März anberaumte Turnier auf unbestimmte Zeit verschoben hatte.

„Das Schlimmste für die Spieler wäre, wenn die WM nicht stattfinden würde“, sagte damals der deutsche U 20-Trainer Uli Stielike. Und tatsächlich: Für einige Spieler seiner Auswahl, die sich als Vizeeuropameister qualifizierte, findet die WM nun tatsächlich nur als Zuschauer statt: Philipp Lahm (VfB Stuttgart), Moritz Volz (FC Fulham), Mike Hanke (Schalke), Sascha Riether (Freiburg), Emmanuel Kontriris (Aachen) und Marcel Schied (Osnabrück) sind inzwischen zu Stammspielern in ihren Vereinen gereift. „Dies hat natürlich Vorrang“, verzichtet Stielike generös auf die Etablierten – und flog mit einem besseren Regionalliga-Ensemble zum Kräftemessen an den Golf. Die Gegner in der Gruppe F sind Südkorea (Samstag), USA (2. 12) und Paraguay (5. 12.).

Die Deutschen sind jedoch nicht die Einzigen, die mit Abstellungsproblemen kämpfen. So treten auch die favorisierten Brasilianer, Spanier und Argentinier ohne ihre Besten an. Der unter anderem von Bayern München umworbene Carlos Tevez (19) von Boca Juniors aus Buenos Aires setzte gar vor Gericht seine Nichtnominierung durch. Im Urteilspruch hieß es, der Spieler sei Angestellter des Vereins und nicht des Verbandes. Das Weltpokalfinale am 14. Dezember in Tokio gegen den AC Milan bedeutet für Tevez die größere Bühne.

Wegen der Absenz der „Stars“ mutet diese WM im Vorfeld wie ein Kindergeburtstag ohne Pommes Frites und Ketchup an. Die Attraktionen scheinen zu fehlen. Doch genau darin sehen viele den Reiz. Denn so bietet diese Wundertüte, die einst so große Namen wie Diego Maradona, Luis Figo oder Matthias Sammer als Sprungbrett diente, Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance. Dass Talente wie Piotr Trochowski (Bayern) und Sebastian Kneißl (Chelsea) diese beim Schopfe packen, hofft auch Uli Stielike. Und außerdem: Wer glaubt ernsthaft daran, dass Mubarak Saleh al-Harthy seine zweite Chance nicht nutzen wird? TOBIAS SCHÄCHTER